Rezension

Schottische Detektivin mit japanischem Herz

Singleton Soul - Mara Laue

Singleton Soul
von Mara Laue

Bewertet mit 4.5 Sternen

Darf ich vorstellen? Rowan Lockhart. Beruf: Detektivin in Edinburgh.

Und damit sind wir auch schon mitten drin. Denn Rowan bekommt den Auftrag, die koreanische Frau eines Mandanten zu überprüfen. Der Mandant ist Captain Macrae - sie hat ihn nie zu Gesicht bekommen, lebendig schon gar nicht. Denn Tatsache ist, sie bekommt den Auftrag posthum. Mit der Post. Samt 3000 Pfund, ein stattlicher Batzen Geld für diese Aufgabe. Aber Rowan kann es nicht auf sich beruhen lassen, denn sie bezweifelt, dass Macrae sich selbst getötet hat, nur wenige Stunden, nachdem er sie engagierte. Also schnüffelt sie ein bisschen herum - und trifft auf ihren alten Freund Bill Wallace, der für die polizeilichen Ermittlungen in diesem Fall zuständig ist. Rowan und Bill haben sich seit 11 Jahren nicht mehr gesehen; seit dem Tag, an dem Rowan ihrem Freund Hidoro nach Japan folgte und ihn heiratete. Sie hat keine Ahnung, dass Bill in sie verliebt ist, trotz ihrer scharfsinnigen Beobachtungsgabe. Das lässt gelegentlich mit dem Kopf schütteln, andererseits bringt das auch Schwung in die Sache, denn da gibt es auch noch Rory Lennox, ihren Untermieter: Ex-Söldner mit traumatischer Vergangenheit und ein genauso guter Kämpfer wie Rowan, die immerhin Ninjutsugroßmeisterin ist. Dass man sich für den einen oder anderen entscheidet, bleibt kaum aus. Nur Rowan entscheidet gar nichts, denn sie trauert trotz allem Hidoro nach, der seine giri über die Liebe zu ihr setzte.

Dafür klemmt sie sich hinter den Fall Macrae und bekommt ziemlich schnell heraus, dass alles ein wenig anders ist/sein muss, als es aussieht. Macrae hat weder seine Frau noch sein Vaterland betrogen, und auch seine Frau ist unschuldig. Die Verdächtigen gehören alle zum Militär, was das Überführen des Mörders nicht einfacher macht. Aber Rowan kann sich der Unterstütung von Bill und ihrer anderen Freunde sicher sein, als sie eine Falle aufbaut, aus der ihr der Mörder nicht mehr entkommt ...

Der Krimi ist spannend und sehr gut geschrieben. Die Autorin hat sich große Mühe gegeben und sehr viel über Edinburgh und Polizeiarbeit recherchiert. Genauso gründlich hat sie sich mit Japan auseinandergesetzt, was das Buch zu einem echten Schmankerl macht. Die Verbindung zwischen dem sturen Schottland und dem exotischen Japan macht einen großen Teil des Reizes beim Lesen aus. Die Protagonisten sind gut entwickelt und lassen auch noch Spielraum für weitere Entwicklungen.

Ich glaube, das Einzige, was mich wirklich ein wenig stört ist, dass Rowan einfach zu perfekt ist. Das hat nichts mit dem Kampfsport zu tun. Dass man nach jahrelangem intensiven Kampftraining fit ist und sich auch gegen Männer zur Wehr setzen kann, ist klar. Aber auch so ist sie einfach immer top. Sie hat einen scharfen Verstand, der jedes Rätsel löst, kann trotz dessen, dass sie kein "richtiges Mädchen ist", in einem Kleid den verführerischen Vamp geben, macht keinen einzigen Fehler und findet immer genau das Richtige zu sagen. Vielleicht einmal von Major Shaw abgesehen fressen ihr alle nach einem ersten Gespräch aus der Hand. Das stört den Lesegenuss natürlich nicht großartig, aber der ein oder andere menschliche Fehler würde Rowan vielleicht ... ein wenig menschlicher machen. ;)

Fazit: Ein Buch, das mir sehr viel Spaß und Lust auf die folgenden dieser Reihe gemacht hat. 4.5/5 möglichen Punkten.