Rezension

So ein schönes Buch ♥

Schattenblüte. Die Verborgenen - Nora Melling

Schattenblüte. Die Verborgenen
von Nora Melling

Bewertet mit 5 Sternen

Oh mein Gott, wo fange ich nur an?

Ich hatte dieses Buch schon eine ganze Weile auf meinem SuB liegen und hatte einfach nicht das Gefühl, dass ich es lesen müsste...irgendwie wollte es so gar nicht an mich gehen.
Ich hatte auch schon wieder vergessen worum es eigentlich ging, bis ich durch einen Tag auf Instagram wieder darauf aufmerksam wurde. Nachdem ich den Klappentext (mal wieder) gelesen hatte war mir klar, dass ich es dann jetzt doch mal in Angriff nehmen würde.

Ich könnte mir in den Hintern beißen, dass ich so lange damit gewartet habe!

Luisas kleiner Bruder Fabi ist tot.
Gestorben an Krebs.
In einer mehr oder weniger "Nacht und Nebel"-Aktion sind ihre Eltern mit ihr von Hamburg nach Berlin gezogen und haben alles zurückgelassen. Das Haus, die Möbel, die Kleidung und den toten Bruder.
Seit dem Todestag ist für Luisa nichts mehr wie es war. Die Trauer und der Schmerz hüllen sie ein. Prinzipiell hat sie aufgehört zu leben.

Ich war eifersüchtig, dass seine Pflanzen größer waren als meine, und er darüber, dass meine Erdbeeren besser schmeckten als seine Bohnen. Er hat mir immer heimlich die Hälfte weggefressen.
(Seite 10)

Chemotherapie. Haarausfall. Schmerzen. Vergebliche Operationen. Am siebzehnten Mai starb er. Kurz danach waren die Erdbeeren reif.
[...]
Ich will Erdbeeren auf sein Grab pflanzen und denken, dass er die alle ganz allein essen darf.

(Seite 11)

In ihrer Trauer ist sie vollkommen allein. Ihre Eltern reden nicht über den toten Sohn und Luisa kommt es vor, als würden sie dafür sorgen wollen, dass er nie existiert hat.
Die Eltern begründen es damit, dass sie Luisa den ganzen Schmerz gerne ersparen wollen und sie ohne all dies Leid aufwachsen soll.

Ob das der richtige oder falsche Weg ist, sei mal dahingestellt. Für Luisa scheint es jedoch der völlig falsche Weg zu sein.

In ihrer Trauer und Einsamkeit beschließt sie zu sterben. Selbstmord durch einen Sturz in die Tiefe. Doch gerade als sie sich entschließt zu springen, wird sie aufgehalten. Gerettet von Thursen, der ihr das Versprechen abnimmt, dass sie es nicht nochmal in Betracht zieht zu sterben, da er sie vermissen würde.

Wie sich rausstellt, beobachtet Thursen sie schon eine ganze Weile, denn Thursen ist ein Werwolf und lebt mit seinem Rudel in dem Wald, in dem Luisa sich immer öfter aufhält.
Der schwarze Hund, der sie immer wieder aus sicherer Entfernung verfolgte, war ihr durchaus aufgefallen. Aber Luisa hatte keine Ahnung, dass es sich eben nicht um einen Streuner gehandelt hatte.

Thursen macht sie mit seinem Rudel bekannt, sie schließt Freundschaften mit den anderen und beginnt eine Liebesbeziehung mit Thursen.
Als sie selbst sich dazu entschließt ebenfalls Werwolf zu werden um den ganzen Schmerz um Fabi zu vergessen, ist es Thursen, der sie davon abhält.
Der Preis, den die Menschen dafür zahlen sollen ist zu hoch. Sie vergessen. Vergessen ihr Leben, vergessen ihre Erinnerungen und vergessen sich selbst.
Ab einem gewissen Punkt können sie sich nicht mehr in Menschen verwandeln, bleiben ganz Wolf und haben eine deutlich geringere Lebenserwartung.

Schafft es Luisa ein "Gegenmittel" zu finden und somit Thursen und ihre Liebe zu retten bevor es zu spät ist?

Mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen. Es war keine von diesen typischen Fantasygeschichten, in denen der Werwolf etwas Gefährliches oder Böses darstellt, sondern war mehr ein streunender Hund, der niemandem etwas tut, solang man ihn und das Rudel in Ruhe lässt.

Das Hauptaugenmerk liegt auf der Trauer, der Einsamkeit, dem Vergessen, der Liebe und dem Weg zurück ins Leben.
Doch auch in der eigentlich ruhigen Geschichte kommt die Spannung nicht zu kurz!

In manchen Rezensionen habe ich gelesen, dass Menschen beanstandet haben, dass Wölfe im Wald mitten in Berlin absolut unrealistisch seien.
Mal ganz ehrlich...es geht hier um Fantasy und Werwölfe...und dann wird sich an Wölfen in einem berliner Wald gestört? :D

Was mich persönlich etwas gestört hat war die Tatsache, dass es Luisa irgendwie zu leicht gemacht wurde.
Sie war tagelang weg und mehrere Nächte mit dem Rudel im Wald, doch die Eltern haben sich nicht daran gestört.
Einmal regen sie sich auf, weil Luisa nicht da ist um die angelieferte Waschmaschine entgegenzunehmen und einmal wird sie in der Wohnung eingeschlossen, flüchtet aber über den Balkon.
Ansonsten juckt es niemanden wo sie ist und was sie tut. Das ist für mich eigentlich der einzige Kritikpunkt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und auch für Jugendliche verständlich. Wenn man sich ranhält (und ich persönlich wollte es eigentlich nicht mehr wirklich aus der Hand legen ^^) liest es sich zügig.

 

Die komplette Rezension findet ihr auf meinem Blog :-)

http://franzyliestundlebt.blogspot.de