Rezension

Spannend und beängstigend

Abgeschnitten - Sebastian Fitzek, Michael Tsokos

Abgeschnitten
von Sebastian Fitzek Michael Tsokos

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Paul Herzfeld fällt aus allen Wolken, als er in einer Leiche die Telefonummer seiner Tochter findet. Nachdem er die Nummer gewählt hat, bestätigt sich das Unfassbare: Seine kleine Hannah wurde entführt. Er setzt fortan natürlich alles daran, sie zu befreien und hält sich genau an die Anweisungen. An diesem Zeitpunkt kann er noch nicht ahnen, auf welche Art von Schnitzeljagd der Täter ihn schicken wird.
Währenddessen findet die Comiczeichnerin Linda tief im Norden, auf Helgoland, eine männliche Leiche, die vielleicht in irgendeiner Form mit der vermissten Hannah in Verbindung stehen könnte...

Meine Meinung
Abgeschnitten wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Hierbei handelt es sich erst einmal um Paul, dem Rechtsmediziner, der seine Tochter retten möchte. Um Linda, die wegen ihrem Ex nach Helgoland geflüchtet ist und um ein Opfer, dessen Name ich jetzt natürlich nicht nennen werde. Da uns diese drei Personen auktorial die Geschichte erzählen, verändern sich, je nach Charakter auch immer die Orte, wo wir uns gerade aufhalten. Das Opfer spricht übrigens "Aus der Hölle" zu uns. Diese Überschrift konnte ich wirklich gut nachvollziehen, denn es ist äußerst heftig, was sie alles miterleben muss.
Der Anfang hat mich zugegeben ein bisschen verwirrt. Es fiel mir nicht so leicht wie sonst, in die Geschichte zu finden, die mir nicht nur Sebastian Fitzek, sondern ebenfalls Michael Tsokos erzählen wollte. Mir fehlte zu Beginn das Tempo, welches sich erst langsam einstellte, sich aber dann bis ins Unermessliche steigerte.
Nach in Etwa den ersten vierzig Seiten ging es dann jedoch ziemlich schnell und auch überaus spannend zur Sache und ich konnte nicht mehr anders, als mit dem Buch festzuwachsen. Es spielt sich so viel ab, nicht nur schriftlich vor meinen Augen, sondern auch bildlich in meinem Kopf, dass ich es ab und zu ein bisschen mit der Angst zutun bekam. Was Linda erlebt, hat mich einige Nerven gekostet, aber auch die Erlebnisse von Paul gingen nicht spurlos an mir vorbei.

»Verdammt, Paul, du hast mir nur gezeigt, wie man Menschen aufschlitzt, nicht, wie man sie repariert.«
Zitat aus: "Abgeschnitten"

Ganz besonders hat mir die Stimmung gefallen, die während des gesamten Buches herrscht. Im Speziellen die Finsternis, die auf Helgoland präsent ist, hat mir eine Gänsehaut beschert. Ich konnte mich so gut mit Linda identifizieren, dass ich mit ihr mitgefühlt und mitgelitten habe. An vielen Stellen teilte mir die Protagonistin ihre Gefühle selbst mit, denn diese Stellen wurden kursiv hervorgehoben und der Erzähler wechselte zur Ich-Form. Die Szenen in der Pathologie waren wirklich alles andere als witzig, jedoch enorm spannend. Jene Bilder, die sich auf Helgoland abspielten, haben mir mit Abstand am Besten gefallen. Ich hatte das Setting vor Augen, konnte den Wind heulen hören und habe mich stets in unmittelbare Nähe von Linda befunden, die ich übrigens weiß Gott nicht beneidet habe.
Mit Paul konnte ich mich auch gut identifizieren. Die Stellen mit ihm erinnerten mich ein kleines Bisschen an einen Roadtrip, bei dem es um Leben und Tod geht und die ein enorm hohes Tempo, sowie eine unfassbar große Spannung mit sich brachten.
Sebastian Fitzek ist dafür bekannt, dass er verschiedene Wendungen in seine Geschichten mit einbaut, mit denen der Leser niemals rechnet. Dies hat er zusammen mit Tsokos auch hier vollbracht. Es war für mich überraschend, welche Dinge sich ereignet haben, welche so plötzlich kamen, dass mir vor Begeisterung der Mund offen stand und mich natürlich noch mehr an das Buch fesselten, was mir eine schlaflose Nacht bescherte und dafür sorgte, dass ich vor dem Zu-Bett-Gehen noch mal eben schnell meine Haustür kontrolliert habe.
Das Ende war für mich sehr schlüssig und ließ mich auch nachdenklich zurück, denn in Abgeschnitten geht es nicht nur um einen Entführer, der seine Opfer bestialisch zurichtet, sondern ebenfalls um die Tatsache, dass das Rechtssystem in Deutschland bei weitem nicht so ist, wie es vielleicht sein sollte. Dieser Aspekt gibt genügend Stoff, der sich auch nach dem Lesen dieses Buches noch eine ganze Weile in meinem Kopf verfestigt hat und mich wohl, wie der gesamte Thriller, so schnell nicht loslassen wird.

Fazit:
Die beiden Autoren haben einen wirklich spannenden, sowie erschreckenden Thriller zu Papier gebracht, der mir sehr oft die Haare hat zu Berge stehen lassen und dazu führte, dass ich meine Haustür vor dem Schlafen gehen kontrollierte. Der Plot ist außerordentlich gut umgesetzt und temporeich zu Papier gebracht worden. Einzig der für mich etwas schwerfällige Beginn führt dazu, dass ich hier nicht meine Höchstwertung von sechs Blümchen auspacke, obwohl es sich bei Abgesschnitten zweifellos um einen Pageturner handelt.
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