Rezension

Über abwesende Väter und deutsch-französische Freund/Feindschaft

Das Mohnblütenjahr
von Corina Bomann

Bewertet mit 3 Sternen

Das neueste Buch von Corina Bomann erzählt die Geschichte von Marianne, die ihrer Tochter Nicole den Vater verschwieg. Doch nun ist Nicole schwanger, sitzen gelassen von ihrem Freund David, und will von ihrer Mutter erfahren, ob in der Familie ihres Vaters Herzfehler bekannt sind. Nicole weiss nicht viel über Familie ihrer Mutter, nur dass sie keinerlei Kontakt mehr zu Eltern und Schwestern hat. Nicole wüsste gerne wieso. 
Nur langsam öffnet sich Marianne und beginnt zu erzählen, angefangen in ihrer Kindheit, in der ihre Eltern sich kaum um sie kümmerten und sie ihren Wunsch Französisch zu studieren geheim halten musste.

Marianne mit all ihren Ängsten in ihrer Jugend (aufgrund ihrem mental abwesenden Vater inklusive seinem Hass und ihrer Mutter, die in einer eigenen Welt lebte) und ihrer ruhigen, gestandenen Art in der Gegenwart gefiel mir besser als ihre Tochter. 
Mit Nicole konnte ich wenig anfangen. Es schien mir, als ob sie bloss auf Vaterersatz-Suche für ihr Baby war, so lieblos wie sie über Kilian dachte und mit ihm umging. Ihre Angst um ihr ungeborenes Baby nahm ich ihr hingegen ab.

Schon auf den ersten Seiten war klar, in welche Richtung die Geschichte geht. Durch die eher negativen Themen ist die Grundstimmung des Romans bedrückt und bleibt auch so, als Marianne endlich von ihrem Frankreich-Aufenthalt erzählt.

Eins der beiden Hauptthema des Buches ist die deutsch-französische Freundschaft, beziehungsweise meist eher der (Kriegs-)Hass auf das jeweilige andere Land. Mir war nicht bewusst, dass es in den 70ern noch Leute gab, die dermassen voller Hass auf das Kollektiv der Kriegs-Nachfahren waren. Daneben spielen Kinder, die ohne Vater aufwachsen, und in verschiedenen Weisen abwesende Väter eine grosse Rolle. Bei einigen versucht die Autorin Einblick in deren Gefühlswelt zu geben. 

Es gelang der Autorin nicht, mir den Inhalt spannend zu verkaufen. Keine Frage, Corina Bomann kann schreiben, aber es ist tatsächlich so, dass mich ihre Asien-Romane mehr überzeugen. Die Protagonisten in den Asien-Büchern erscheinen mir glaubhafter in ihren Gefühlen und Handlungen, in ihrem gesamten Wesen und auch die Grundstimmung ist hoffnungsvoller. Zwar sind die Storys zum Teil auch vorhersehbar, aber viel spannender  und geheimnisvoller umgesetzt. In "Das Mohnblütenjahr" überraschte mich leider nichts. 

Fazit: Ein Buch über deutsch-französische Freund-Feindschaft und über Alleinerziehende, abwesende Väter und vaterlose Kinder. Mich konnte es nicht fesseln, die Asien-Bücher der Autorin werden spannender erzählt.
3 Punkte.