Rezension

Ungenutztes Potential für eine spannende Story

Assassino - Gerd Ruebenstrunk

Assassino
von Gerd Ruebenstrunk

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

 

Im Auftrag ihres Vaters reist Kati nach Kroatien, um eine antike Fibelscheibe aufzuspüren. Dabei ahnt sie nicht, in welche Gefahr sie sich dadurch bringt. Bis sie verfolgt und von einem mysteriösen Fremden gerettet wird.

 

Kati Bergmann glaubt, einen einfachen archäologischen Auftrag für ihren Vater zu erledigen, der sie quer durch Europa führen könnte. Doch an den Legenden um die etruskische Fibelscheibe, nach der sie sucht, scheint mehr Wahres zu sein, als sie angenommen hat. Plötzlich wird sie verfolgt und bedroht und lediglich ein geheimnisvoller Unbekannter mit ungewöhnlichen Kampfkünsten beschützt sie, bevor er spurlos verschwindet.
Wenig später begegnet sie ihm erneut und erfährt, dass sein Name Ilyas ist und er sonst nichts über seine Vergangenheit weiß.
Als die Suche nach der Fibelscheibe sie nach Istanbul führt, nimmt sie den jungen Mann kurzerhand mit, obwohl sie sich nicht wirklich sicher sein kann, ob es klug ist, ihm zu vertrauen.

 

Meinung

 

Fremde Länder, Assassinen, eine magische Fibelscheibe, deren Ursprung bei den Etruskern zu finden ist, das alles hat mich bei der Inhaltsangabe sofort angesprochen. Es klang nach einer spannenden Suche nach einem mächtigen Artefakt, nach einer Mischung aus Fantasy und historischen Ereignissen, die ihren Schatten bis in die Gegenwart werfen. Und Katis Rettung durch einen Unbekannten schien der sprichwörtliche Einstieg in die richtige Portion Romantik zu sein.
Das jedenfalls waren meine Erwartungen und in Ansätzen wurden sie auch erfüllt.
Gerd Ruebenstrunk präsentiert eine Handlung, die selten langweilig wird. Eine actiongeladene Szene folgt der anderen, sie sind manchmal regelrecht ohne Verschnaufpause aneinandergereiht. Zudem lässt sich das Buch dank des einfachen, oft unverschnörkelten Schreibstils flüssig und unkompliziert lesen. Die erhoffte Liebesgeschichte nimmt zudem allmählich ihren Lauf, wenn auch holprig, manchmal zu emotionslos und nicht immer ganz nachvollziehbar.

 

Genauso erging es mir mit den Figuren: In vielen Situationen konnte ich richtig gut mit ihnen mitfiebern, doch oft fehlte mir die Tiefe bei der Beschreibung der Gefühle. Der Leser wird förmlich in die Rolle des neutralen Beobachters gedrängt und gerade, was das Zwischenmenschliche angeht, ist das schade, da man kaum eine Verbindung zu den Charakteren herstellen kann. Besonders Katis Liebe zu Ilyas wirkt dadurch stellenweise aufgesetzt und unrealistisch plötzlich.
Die Story an sich bietet viel Potential mit ihrem mystisch-historischen Hintergrund: Die Fibelscheibe, die mächtige Zauberin, die Assassinen. Allerdings verzettelt sich der Autor häufig, scheint zuviel unterbringen zu wollen. Denn ständig kommt ein neuer Handlungsstrang hinzu und der vorhergehende wird entweder ganz fallengelassen oder erst später wieder aufgenommen und passt dann nicht mehr wirklich in das Gesamtbild hinein. Auf diese Weise werden interessante Elemente wie das mächtige Artefakt sogar teilweise abgewertet, was in keinem Verhältnis zu der Bedeutung steht, die es anfangs innehatte.

 

Fazit

 

Mit Assassino hat Gerd Ruebenstrunk einen spannenden Jugendroman geschrieben, der Geschichte und Fantasy sehr gut miteinander verknüpft. Dabei kommt aber leider die Figurenzeichnung ein bisschen zu kurz. In Ansätzen sind die Charaktere durchaus sympathisch, doch nicht immer kann man sich in sie hineinfühlen oder ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Auch die Handlung springt oft von einem Ereignis zum nächsten, was das Lesevergnügen ab und an trübt.
Alles in allem ist das Buch perfekt zur Unterhaltung für zwischendurch geeignet, falls man nicht allzu viel Tiefgang erwartet.