Rezension

Viel Potenzial..aber leider auch viel verschenkt..

Assassino - Gerd Ruebenstrunk

Assassino
von Gerd Ruebenstrunk

Bewertet mit 3 Sternen

Das Erste was ich gerne sagen möchte: Ich finde das Cover total toll. Ich liebe sowieso diese Glanzcover mit Metaliveffekt. “Assassino” hat genau so eins. Darauf zu sehen sind einige goldfarbene Schnörkel, orientalische Ornamente, der verschnörkelte Assassino-Schriftzug und im Hintergrund das ernste Gesicht eines jungen Mannes(der perfekt zu Ilyas passt). Das gesamte Cover ist in gold und schwarz gehalten, was das Cover trotz der vielen Einzelteile der Gestaltung nicht überladen wirken lässt.

Die Story beginnt in Dubrovnik wo die 17jährige Kati gemeinsam mit ihrem Begleiter und gutem Freund Chris(23) für ihren extrem reichen Vater auf der Suche nach einer seltenen Fibelscheibe ist. Gleich zu Beginn hat Kati das Gefühl, dass sie verfolgt wird. Das stellt sich ziemlich schnell als richtig heraus. Als es zum Äußersten kommt und sie gleich von mehreren Männern gestellt wird taucht ein der geheimnisvolle Junge Ilyas auf und erledigt die Männer mal eben und verschwindet dann erstmal wieder. Dabei bleibt es allerdings nicht, denn Ilyas schließt sich Kati und Chris auf der Suche nach der Fibelscheibe an. Welche Motive er dabei hat und ob er sein Gedächtnis wiederfindet, das ihm nämlich verloren gegangen scheint, das müsst ihr selber nachlesen.

Generell muss ich sagen, fand ich weder den Klappentext, noch die Meinungen anderer Blogger zu dem Buch besonders Mutmachend es zu lesen. Von Gern Ruebenstrunk gibt es allerdings schon einige sehr gute Bücher, weswegen ich mich doch entschied Assassino lesen zu wollen.Ob das nun eine gute Entscheidung war oder nicht, weiß ich bisher selber noch nicht wirklich.

Das Buch beginnt mitten in der Geschichte in Action, was ich ganz gut gemacht finde und man erfährt im Verlauf der weiteren Geschichte worum es denn nun genau geht.
Besonders die Beschreibungen der Städte sind Gerd Ruebenstrunk sehr gut gelungen. Man sieht förmlich die Gassen vor einem entstehen, auch bei späteren Beschreibungen der Orte an denen die Charaktere sich befinden hat man immer das Gefühl diese Orte “sehen” zu können.
Doch so gut ich die Ortsbeschreibungen finde, umso weniger gut finde ich die komplette emotionale Seite des Buches. Man erfährt irgendwie so gar nichts wirklich von Kati(aus deren Sicht im Er-Erzähler die Story großteils geschrieben ist) und ihren tiefsten Gefühlen. Natürlich werden sie beschrieben und auch erwähnt und auch ihre wachsenden Gefühle für Ilyas, aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl “dabei” gewesen zu sein. Genauso wie die am Ende wie aus dem Nichts da zu seien scheinende Liebe zwischen den beiden. Man liest es, man wusste vorher schon aufgrund der Andeutungen das es so passieren wird, aber kaum ist es da, denkt man: “Oups, wo kommt das denn jetzt auf einmal her?”. Denn auch hier fehlte mir einfach mal irgendeine genaue Handlung in diese Richtung.
Generell ist das Buch aber schön geschrieben. Die Sprache ist flüssig, leicht zu lesen und einem Jugendbuch angemessen.
Besonders gefallen haben mir dafür die Szenen die aus Ilyas Sicht geschildert werden, später im Buch. Die fand ich wirklich klasse.

Die Charaktere fand ich allerdings nicht ganz ausgereift. Natürlich darf man nicht vergessen, dass Kati auch erst 17 ist und Ilyas wohl nicht viel älter, doch wird so oft betont, welch hohen IQ Kati hat(den sie meiner Meinung nach übrigens irgendwo vergessen hat), dass ich einfach mehr erwartet habe. Besonders zu Anfang bekommt man das Gefühl, als hätte man es mit einer mindestens fast 20jährigen Person zu tun, was sich aber schnell wieder gibt. Ich fand Kati als Protagonistin einfach zu farblos und oberflächlich abgehandelt.
Auch über die anderen Charaktere lässt sich nicht viel mehr sagen. Über Chris erfährt man nur, was Kati von ihm weiß. Die Teile über Ilyas sind wie oben schon erwähnt super geschrieben, aber ansonsten erfährt man über ihn nicht wirklich viel. Obwohl genau die Geschichte von Ilyas das fantastische in dieser Story ausmacht.

Ganz schlimm fand ich dann noch das Ende. Also Cliffhanger sind ja ok, besonders wenn man weiß es geht im nächsten Teil weiter(obwohl ich partout nicht rausfinden konnte ob es diesen denn gibt), aber hier endet es wirklich seltsam.
Die Suche nach der doch ach so gesuchten, seltenen Fibelscheibe läuft irgendwie gegen Ende parallel mit der Suche nach Ilyas Erinnerungen ohne aber eine ausgeglichene Basis zu erhalten und wird wenn, dann nur noch wie zufällig mit eingebunden. Die Rettung dessen vor seiner Auftraggeberin(mehr kann ich hier leider nicht sagen^^) fand ich viel zu plötzlichl, schnell und ohne jeden Hintergrund abgehandelt. Das Ende kommt viel zu schnell und überspringt für mich einige logische Stationen. Es bleibt alles relativ schwammig.

Fazit: Eine fantastische Jugendbuchgeschichte, die leider trotz der tollen Beschreibungen nur sehr oberflächlich und teils unlogisch daherkommt. Ein bischen mehr Fantasie, etwas mehr Erklärungen und Logik in der schwammigen Suche nach dem Artefakt und ich wäre glücklich gewesen. Potenzial wäre genug da gewesen. Ob es trotz des offenen Endes einen weiteren Teil geben wird kann ich leider nicht sagen.
3 von 5 Sternen