Rezension

Konnte mich nicht überzeugen

Assassino - Gerd Ruebenstrunk

Assassino
von Gerd Ruebenstrunk

Assassino ist ein Buch, mit dem ich persönlich einfach nicht warm geworden bin. Es konnte mich nicht mitreißen, ich war nicht wirklich begierig darauf, zu wissen wie es weitergeht. Ich habe das Buch gelesen, es hat mich jetzt auch nicht unbedingt gelangweilt, doch ebenso wenig wurde ich in die Geschichte hineingezogen, wurde von ihr mitgerissen oder verzaubert. Es ist für mich ein Buch, das absolut den Mittelmaß vertritt, aber eben nicht überzeugen kann.

Das mag auch daran liegen, dass ich das Gefühl hatte, dass nur an der Oberfläche gekratzt wurde und die Charaktere einfach kaum Tiefe besitzen. Das beginnt bereits mit Protagonistin Kati, aus deren Sicht der Leser die Geschichte erlebt. Ich muss vorweg sagen, dass ich absolut keinen Zugang zu ihr gefunden habe, sie ist ein Charakter, mit dem ich Probleme habe. Sie ist hochintelligent, betont gerade anfangs ihre Unfähigkeit im Umgang mit anderen Menschen und dennoch scheint sie fast abhängig von Ilyas und seiner Meinung zu ihr werden, als sie sich begegnen. Dies wirkt im Verhältnis doch sehr unglaubwürdig. Und dafür, dass sie nur eine mangelhafte emotionale Intelligenz besitzen soll, ist sie auch viel zu besorgt um die Angreifer und kann allgemein zu gut auf Menschen eingehen. Ein IQ von fast 200... so kam mir ihr Benehmen definitiv nicht vor. Sie wirkt eher wie ein normal-intelligenter Teenager, der in eine unglückliche Situation gekommen ist. Auch allein in den Tributen, die sie auszeichnen, zeigt sich die Oberflächlichkeit der Charaktergestaltung: Kati ist reich, intelligent und schön. Letzteres wird dann noch ausgerechnet mit diesem typischen 'Ich bin eigentlich voll unhübsch und hab total kein Selbstbewusstsein' kombiniert, eine Eigenschaft, die mir - zugegebenermaßen - allmählich wirklich extrem auf die Nerven geht. Ja, man merkt, Kati und ich, wir werden keinen Freundinnen mehr.
Doch dadurch dass sie erzählt, bekommen auch die anderen Protagonisten kaum Tiefgang. Nicht einmal ihr Begleiter und Freund Chris, den sie ja angeblich gut kennt. Ich finde, insbesondere Chris ist ziemlich blass geblieben.
Ilyas hingegen hat natürlich durch die Episoden, die in seiner Vergangenheit spielen, mehr Charakter bekommen. Allerdings finde ich schade, dass die Suche nach der Fibelscheibe aufgrund seiner Geschichte so extrem in den Hintergrund rutscht und eigentlich eher zu einem Zufallsprodukt verkommt. Die Fibelscheibe hätte eine durchaus noch interessante Abenteuersuche fördern können.
Am Interessantesten bleibt Seamus, weil er trotz fehlendes Hintergrundwissens über ihn geheimnisvoll ist und bleibt. Seamus ist mein Charakter-Lichtblick.

Der Schreibstil, die Sprache, die hier gewählt wurde, ist definitiv wundervoll zu lesen, doch das alleine reicht nun einmal leider nicht aus, um mich zu begeistern. So konnte mich auch der Cliffhanger nicht neugierig auf eine Fortsetzung machen.

Fazit

Assassino ist definitiv voller Potential, was für mich jedoch durch stereotype und oberflächliche gestaltete Charaktere einfach umgesetzt wurde. Hier ist Protagonistin Kati mein persönliches Problem, da ich finde, dass sie einfach nicht der von ihr selbst gegebenen Beschreibung entspricht und ihr Intellekt definitiv nicht an den 190 kratzt, so wie sie es anfangs doch so sehr betont.