Rezension

Mein Flop des Jahres

Assassino - Gerd Ruebenstrunk

Assassino
von Gerd Ruebenstrunk

INHALT

Um die legendäre Fibelscheibe von Tages zu finden, begibt sich die junge Kati im Auftrag ihres Vaters auf eine gefährliche Reise von Kroatien nach Istanbul. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Chris, dem Iren Seamus und dem geheimnisvollen Ilyas stürzt sie sich in ein archäologisches Abenteuer. Schnell muss sie erkennen, dass es gefährlicher ist, als sie dachte, und dass nicht nur sie hinter dem Artefakt her sind.

MEINE MEINUNG

Allgemein

Assassino ist die Geschichte über ein junges Mädchen, das sich im Auftrag ihres Vaters auf die Suche nach einem magischen Artefakt begibt, und dabei auf einen uralten Assassinen mit Gedächtnisverlust stößt.

Figuren

Protagonisten der Geschichte sind unter anderem die 17-jährige Kati, der 23-jährige Chris und der unter Amnesie leidende Ilyas.
Kati ist ein Mädchen mit einem IQ von 198, das im Auftrak ihres Vater in Kroatien nach einem Artefakt sucht. Bis auf ihre Fähigkeit, Sprachen relativ schnell lernen zu können, grenzt sie sich jedoch nicht von anderen Teeangern ab. Sie verhält sich sogar sehr jung für ihr Alter. Von Anfang an leidet sie unter Paranoia und fühlt sich von jedem verfolgt, vertraut aber dem fremden Ilyas sofort und bedingungslos. Auch dem Iren Seamus vertraut sie vertrauensselig all ihre Geheimnisse an und erzählt ihm sogar von ihrer Mission. Auf dem Cover steht, dass Kati anhand der Augen eines Menschen erkennen kann, ob sie ihm trauen kann oder nicht. Schon komisch, dass sie im Buch keine Ahnung hat, wer Freund und wer Feind ist.

Ich wurde mit Kati einfach nicht warm, ich konnte ihre Handlungen nicht nachvollziehen und empfand sie als furchtbar naiv und nervig. Schlimmer ist aber, dass sie sich widersprüchlich verhält und man ihr ihre Rolle nicht abkauft. Sie wirkt konstruiert und fehlerhaft, vieles an ihr ist einfach nicht stimmig. 
Chris bleibt über die gesamte Länge der Geschichte sehr blass, er ist eigentlich nicht mehr als der verliebte beste Freund, der nie eine Chance bei seiner Angebeteten bekommt. Zwischendurch übernimmt auch mal die Stimme der Vernunft, auf die aber niemand hört.
Seamus, der Ire, den die beiden in Kroatien kennengelernt haben, kennt alles und jeden, was für die beiden überaus praktisch ist. Und Ilyas, der Assassine ohne Gedächtnis, ist in meinen Augen unhöflich, ungebildet und gewalttätig. Für meinen Geschmack findet er sich viel zu schnell in der ungewohnten Welt zurecht und auch er verhält sich widersprüchlich und entgegen seiner ursprünglichen Charakterzeichnung.

Ich konnte leider keine Figur finden, mit der ich sympathisieren kann. Ein weiterer Grund dafür kann auch sein, dass keine dieser Figuren echt sind. Sie verhalten sich so, wie sie sich verhalten müssen, um die Geschichte in diese Richtung zu lenken, aber sie verhalten sich unecht und unauthentisch. Ich glaube keiner einzigen von ihnen, was sie tut, was sie sagt, was sie fühlt. Wobei Emotionen ohnehin Mangelware in dieser Geschichte sind. 

Plot

Der Plot ist eigentlich leicht zusammengefasst: Kati wird überfallen, stellt sich eine Menge Fragen, fühlt sich schuldig, jammert ein wenig, schlägt alles in den Wind und wird kurz darauf wieder überfallen. Das Ganze wiederholt sich mindestens viermal. Und obwohl selbst ein so konstruierter und unorigineller Plot spannend sein kann, hat mich dieser von der ersten Seite an gelangweilt. Er folgt einem Schema, das sich immer wieder wiederholt. Die Geheimnisse, die gelüftete werden, hat sich der Leser Seiten vorher schon selbst zusammengereimt. Mehr gibt es zum Plot auch nicht zu sagen, weil einfach nicht mehr passiert. Auf einen Überfall folgt eine Diskussion folgt ein Überfall folgt eine Diskussion. 

Die Fibelscheibe, um die es laut Klappentext geht, spielt kaum eine Rolle. Überhaupt scheinen die Figuren ihre Ziele ziemlich schnell aus den Augen zu verlieren und ein roter Faden fehlt ebenfalls. Der Erzählstrang um Illyas und die Assassinen ist schnell gelöst, nach der Kurzbeschreibung weiß man eigentlich alles, was man wissen muss. 
Einige Fehler gibt es übrigens auch. Nicht nur im Plot, sondern auch Sachen wie: Iren und New Yorker unterhalten sich (natürlich auf Englisch) und die Iren bieten den New Yorkern das Du an.

Ich fand es einfach langweilig und wenn ich mir das Buch gekauft hätte, hätte ich es nach den ersten 50 Seiten abgebrochen und mich tierisch geärgert. So habe ich es zumindest der Leserunde geschuldet, mich bis zur letzten Seite durchzulesen, Spaß hat es aber keinen gemacht.
Sprache

So wie alles andere konnte mich auch die Sprache nicht überzeugen. Ich hatte das Gefühl eine Ansammlung von Redewendungen und sprachlichen Klischees zu lesen, da fehlt jegliche persönliche Note. Die Dialoge sind gestellt und hölzern, ihnen fehlt in erster Linie Emotion, aber auch die Fähigkeit, die einzelnen Figuren zu unterscheiden. Alle Charaktere reden auf die gleiche Weise, es gibt keine stilistischen Unterschiede und auch zwischen Prosa und Dialog wird sprachlich nicht unterschieden. Ich musste mich durchbeißen und kam in keinen Lesefluss hinein.

Fazit

Langweilig, schlecht geschrieben und inhaltlich schwach. Für mich bisher der Flop des Jahres. Schade um die nette Idee.

1 von 5 Punkten

Cover 1/2 Punkt, Idee 1/2 Punkt, Plot 0 Punkte, Figuren 0 Punkte, Sprache 0 Punkte

~*~ Bloomoon ~*~ 380 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-7607-8681-0 ~*~ Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag ~*~ 16,99€ ~*~ 5. März 2013 ~*~