Rezension

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Verstörendes Experiment

Nichts - Janne Teller

Nichts
von Janne Teller

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Jugendbuch (es sollte nicht im Genre "Kinder bis 10 Jahre" einsortiert werden), welches sich auch ziemlich verstörende, aber m.E. nicht sehr realistische Weise, mit der Frage zum Sinn des Lebens beschäftigt. Nichts für schwache Nerven, aber spannend und dadurch, dass das Buch nicht zu lang ist, für Leute zu empfehlen, die noch Denkanstöße brauchen, um sich grundsätzlich mit diesem Thema beschäftigen wollen.

Ein Mitschüler beschließt, dass nichts im Leben mehr einen Sinn hat und bleibt deshalb ab diesem Zeitpunkt einfach auf einem Pflaumenbaum sitzen. Von dort aus verspottet er die anderen Kinder, dass sie völlig sinnlos ihre Zeit vergeuden, indem sie weiter an einen Sinn glauben (wollen) und sich diesen teilweise (so wie die Erwachsenen) nur vorgaukeln (lassen).

Alle Kinder aus der Klasse dieses Jungen sind davon ziemlich genervt, haben Angst, dass er sie überzeugen könnte, wollen ihre Hoffnungen, Ziele und Wünsche nicht aufgeben - und ihm beweisen, dass er unrecht hat. Sie beschließen, einen "Berg der Bedeutung" zu errichten, zu dem jedes der Kinder etwas beitragen muss. Was am Anfang noch recht harmlos mit (ersetzbaren) Dingen anfängt, artet recht schnell in krasser und unmoralischer Weise aus, als immer mehr nichtmaterielle Opfer gefordert werden (religiös, ethisch, körperlich, Leben) - nichts für schwache Nerven.

Der Junge im Pflaumenbaum hatte gute Argumente, die Fakten stimmten. Die Schlussfolgerung aber m.E. nicht. Für mich liegt der Fehler im Denkansatz darin begründet, dass die Kinder etwas opfern und aufgeben, was ihnen sehr viel bedeutet, anderen aber nichts, und dadurch insgesamt die Bedeutung ab- und nicht zunimmt. Eine Bedeutung/den Sinn des Lebens muss jeder für sich selbst finden, das kann einem niemand abnehmen und man kann es auch niemand anderem abnehmen.