Rezension

Wenn die Künstliche Intelligenz das Ruder übernimmt… - spannende Grundidee mit viel Potential, aber Schwächen in der Ausführung

Die Burg -

Die Burg
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 3 Sternen

„Künstliche Intelligenz kann auf alles zugreifen. Wenn ihr euch irgendwann Nachrichten über Social Media geschickt habt- bäm. Schon ist die Verbindung da. Egal, ob du Fotos und Chatverläufe später gelöscht hast.“

Das neueste Projekt des Unternehmers Nevio ist etwas ganz Besonderes: Er hat Unsummen investiert, um die Burg Greiffenau zu renovieren und daraus eine einzigartige Escape-Welt zu schaffen. Künstliche Intelligenz soll hier den Teilnehmern ein unvergessliches Escape-Room-Erlebnis ermöglichen. Dabei dürfen die Spieler im Vorfeld selbst bestimmen, wie das Szenario aussieht, dem sie sich stellen wollen. Bevor die Burg offiziell eröffnet wird, organisiert Nevio einen Testlauf mit verschiedenen Experten. Doch während anfangs alles noch nach Plan läuft, werden die Spieler plötzlich wirklich eingeschlossen und geraten in echte Gefahr. Die KI übernimmt die Kontrolle und die Spieler müssen sich ihren Regeln beugen und die sind leider absolut unberechenbar…. 

 

Der Roman liest sich flüssig und ohne Schwierigkeiten. Es wird chronologisch in der dritten Person geschildert, was beim Testlauf geschieht. Dabei werden die Blickwinkel von Maxim, der selbst Escape Rooms betreibt, und Nevios Mitarbeiterin Alissa eingenommen.

 

Neben Maxim, Historiker Lothar Melerski, Petra, die den Besuch der Burg im Preisausschreiben gewonnen hat, Influencerin Yvonne, die im Netz von ihren Erfahrungen beim Spiel berichten soll, sind noch Nevio selbst und C-Promi Emil Strauss beim Probelauf mit dabei. Maxim blickt neidisch auf die Escape-Welt, kommen ihm im Vergleich zur Burg seine eigenen Escape-Rooms doch langweilig und unmodern vor. Professor Melerski sieht das Projekt von Beginn an recht kritisch, während die anderen Teilnehmer unvoreingenommen scheinen. Alissa fällt neben weiteren Mitarbeitern die Aufgabe zu, das Spiel zu überwachen und notfalls einzugreifen. Leider werden alle Personen nur sehr oberflächlich charakterisiert. Die Charaktere bleiben durchgängig blass. So fiel es mir schwer, mich in die einzelnen Figuren hineinzuversetzen und mit ihnen zu fiebern.

 

Allein das Thema KI mit ihren vielfältigen Chancen, aber auch Grenzen und Gefahren bietet sehr viel Stoff zum Nachdenken. Das komplette Szenario ist zudem wirklich interessant und steckt voller Möglichkeiten: Gemeinsam von einer unberechenbaren Macht in einem gruseligen Raum gefangen zu sein, in einer Extremsituation unter Druck mit anderen agieren zu müssen, zusammen gegen die Zeit herausfordernde Rätsel lösen zu müssen….. Es hätte ein echt spannender Thriller werden können. Leider wurde jedoch das Potential dieser guten Grundidee letztendlich nicht ausgeschöpft. Die im Spiel vorkommenden Figuren sind zwar durchaus gruselig und teilweise ganz schön „krank“ und widerlich, aber sie sind eben nur Bilder und Projektionen und nicht echt. Die Dynamik zwischen den Teilnehmern entwickelt sich nicht wirklich packend, weil die Charaktere keine individuellen Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten sind. Und die oft wenig raffinierten Rätsel eignen sich nur sehr bedingt zum Miträtseln. Echte Spannung kam da bei mir leider nicht auf und auch die Rolle der KI geht meiner Meinung nach unter. Für mich daher nur ein mittelprächtiger Thriller, aus dem man durchaus mehr hätte machen können.