Rezension

Ziemlich blutig, aber nicht so gut wie seine Vorgänger

Zorn - Wie sie töten - Stephan Ludwig

Zorn - Wie sie töten
von Stephan Ludwig

Bewertet mit 3.5 Sternen

»Ist er tot? – Ja. – Hat er geschrien? – Nein. Es ging schnell. – Wie sah er dabei aus? – Es war dunkel. Ich habe kaum etwas gesehen. – Hat es lange gedauert, bis er tot war? – Nein, das Gift wirkt schnell. – Erzähl mir mehr! Ich will mehr wissen! – Es gibt nicht viel mehr zu erzählen. – Dann war es sinnlos. Wenn du mir nichts erzählen kannst, war es sinnlos.«

In Zorns früher mal ruhiger Stadt gibt es erneut einige Todesfälle zu beklagen. Allerdings ist keiner dabei, an den er Arbeit verschwenden müsste, alles nur Selbstmorde und natürliche Todesursachen. Und der junge Mann, der nachts angeblich verfolgt wurde und nur mit Glück mit dem Leben davongekommen ist, war doch sicher betrunken. Oder verrückt. Oder beides. Außerdem hat Hauptkommissar Zorn ohnehin keine Zeit, denn er muss zum einen versuchen, seinen Kollegen Schröder zur Rückkehr zu bewegen und zum anderen gibt es in seinem Privatleben mal wieder Veränderungen. Als Zorn bemerkt, dass ein Serientäter am Werk ist, ist dieser ihm schon sehr nahe gekommen…

 

Dieser 4. Band aus der Reihe hat mich nicht so überzeugt wie seine Vorgänger. Der Beginn war absolut großartig, hätte nicht besser sein können. Ich habe dieses Eingangskapitel gleich zweimal gelesen, weil ich es so toll fand. Der Autor weiß genau, was der Leser vor seinem geistigen Auge sieht und spielt damit. Zwischen diesem furiosen Einstieg und dem Ende, das eine wirkliche Überraschung präsentierte, tat sich die Handlung allerdings nicht besonders hervor.

 

Gut, es fließt Blut und es gibt reichlich Grausamkeiten. Wem das Thrill genug ist, der kann zufrieden sein. Ich fand die Handlung allerdings ziemlich vorhersehbar, für mein Empfinden wurde zugunsten von Blut auf einen ausgefeilteren Ablauf verzichtet.

 

Was mir ebenfalls fehlte, waren diese Momente, in denen ich richtig lachen konnte. Momente, die in den Vorgängerbänden immer wieder vorkamen, häufig durch die Wortgefechte zwischen Zorn und Schröder. Aber Zorn ändert sich, hat seit Band 1 eine ziemliche Entwicklung durchgemacht. Das ist menschlich sympathisch, aber eben nicht mehr so unterhaltsam. Aber ich will nicht ungerecht sein: Es gab lustige Stellen und schöne Wortspiele, zum Beispiel wenn bei Zorn der Kaffee „nach einer Mischung aus verbrannten Autoreifen und verwesenden Gummibärchen“ schmeckt oder Zorn sich verspricht und einen Mann namens Laurinck mit Ludwig anredet. Aber mit der Erwartungshaltung aus den ersten Bänden habe ich nun mal auf mehr gehofft.

 

Wer noch keinen Zorn gelesen hat, sollte meiner Meinung nach zuerst die Vorgängerbände lesen. Für die Thrillerhandlung braucht man zwar keine Vorkenntnisse, aber um Zorns Persönlichkeit und sein Verhältnis zu Schröder nachzuvollziehen, ist das anzuraten. Wie es wohl in Band 5 weitergeht? Ich werde es in Kürze herausfinden.

 

Fazit: Ziemlich blutig, aber für mich bislang der schwächste Band der Reihe.