Rezension

Ein authentischer Roman

Mühlensommer -

Mühlensommer
von Martina Bogdahn

Dieser Roman ist wie eine Zeitreise in das ländliche Leben der 80er Jahre. Gleichzeitig wird durch die zwei Zeitschienen aber auch geschildert, wie sich das bäuerliche Leben bis heute verändert hat. Genauso wie sich das (Arbeits-) Leben auf dem Birkenhof verändert hat, hat sich auch das Familienleben verändert. Die Kinder Maria und Thomas der 80er sind inzwischen selber Eltern, ihr Leben hat sich in den letzten 40 Jahren in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt. Als ihr Vater nach einem Unfall im Wald auf der Intensivstation landet, finden sich alle wieder auf dem Birkenhof ein.

Martina Bogdhan hat es geschafft, dass man sich nicht nur das Leben auf diesem Einsiedlerhof sehr gut vorstellen konnte (ich denke gerade hier flossen sehr viele eigene Erinnerungen und Erlebnisse mit ein), sondern auch die Konflikten, die sich im zweiten Erzählstrang auftun, gut nachempfinden kann. Gerade durch den zweiten Erzählstrang wird zudem schnell deutlich, wie eingangs geschildert, wie sich das Leben im allgemeinen, insbesondere aber im bäuerlichen Bereich, verändert hat. Gerade für mich, die in den 1970/1980er Jahren aufwuchs, kehrten durch dieses Buch viele Erinnerungen zurück, auch wenn ich nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen bin. 

Alles wird aus Sicht von Maria erzählt. Es ist Sommer, sie ist 10 Jahre alt. Während ihre Klassenkameraden in den Sommerferien in den Urlaub fahren, steht bei ihnen die Hopfenernte an, die Tiere auf dem Hof müssen versorgt werden, ein Schwein geschlachtet werden. Zeit für Freizeit bleibt kaum. Unaufgeregt, aber fesselnd , bildhaft und sehr authentisch beschreibt die Autorin diesen Sommer in den 80er und die Probleme der Familie in dem Sommer der Gegenwart. Mich hat sie richtig mitgenommen, es wirkt alles so realistisch, dass man fast meinen könnte es wäre eine biografische Erzählung. Mich hat Mühlensommer sehr gut unterhalten. Neben allen ernsten Themen hat auch der Humor nicht gefehlt, für mich eine rundum gelungene Mischung.
„Denn man weiß nie so genau, wo es hingeht im Leben, aber doch immer, wo man herkommt.“ (Zitat Nachwort)