Rezension

Skurril und so lesenswert

Mitternachtsschwimmer -

Mitternachtsschwimmer
von Roisin Maguire

3 Generationen und ein ganzes Dorf

Mitternachtsschwimmer – Roisin Maguire

Zusammenfassung:

Grace ist derb, liebenswert und irgendwie verschroben. Die Dorfbewohner sagen, sie sei verrückt. Doch sie sagen es auf die herzlichste Art und Weise, wie man einen Menschen auch nur beschreiben kann. Ihre Welt wird sich schon bald auf den Kopf stellen. Mit Evan zieht nicht nur ein neuer Mieter in ihr Cottage ein, sondern auch ein frischer Wind durch ihren Alltag. Sowohl Evan als auch Grace begegnen ihrer Vergangenheit, welche viele unbeantwortete Fragen und tiefe Emotionen hervorruft. Sie lernen einander und vor allem sich selbst neu kennen. Wir erfahren, wie viel sie dabei aufgeben müssen und was es wirklich heißt sein Leben zu leben...

Meine Meinung:

Roisin Maguire hat mit Mitternachtsschwimmer gezeigt, dass sich Lockdown und Gemeinschaft nicht grundsätzlich ausschließen müssen. Ihre Protagonisten sind authentisch und jeder Einzelne Charakter ist mir ans Herz gewachsen. Selten sind mir Personen in Büchern so nah gewesen.
Sie schafft es auch, eine auf den ersten Blick ruppige Grace, so liebenswert zu zeichnen, dass man sie einfach gern in seinem Leben hätte. Durch die mitunter schonungslos ehrlichen Dialoge kommt man in einen Lesefluss, welcher keine Unterbrechung duldet. Die Kapitel sind kurz, die Worte treffsicher, derb und übermitteln in jedem Fall den Ernst der Situationen. 

Viele Themen in diesem Buch, halten uns dazu an, nachzudenken. Über das Leben, über ganz grundsätzliche Begebenheiten und unser Verhalten dazu. Sie schafft es, so viele menschliche Abgründe zu vereinen, und vermittelt somit ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Am Ende sind wir alle nur Menschen mit ganz unterschiedlichen Facetten. 

Auch Trauer, Verlust und Versagensangst werden thematisiert und in einem ständigen Auf und Ab gemeistert. Mit der Gewissheit, wenn ich nur die richtigen Menschen um mich habe, kann ich alles schaffen. Das klingt vielleicht pathetisch, aber genau dieses Gefühl ist bei mir angekommen.

Die Beziehungen, welche Evan führt, haben mich in diesem Buch besonders bewegt. Man fühlt sich als Teil dessen und fiebert der Auflösung entgegen.

Fazit:

Dieses Buch ist für alle Liebhaber des generationsübergreifenden Genre und den damit verbundenen Irrungen und Wirrungen eine absolute Empfehlung. Ich habe jede Seite genossen und musste sehr oft über das Gelesene nachdenken, um für mich eine Entscheidung für den jeweiligen Sachverhalt zu treffen, nur um dann zu erfahren, dass die Protagonisten sich völlig anders verhalten. Somit blieb bis zum Ende sehr spannend, unterhaltsam und herzerfüllend.

Lieblingsstellen:

„Es gibt keine irdische Gefahr, außer der, die von innen kommt.“
„Ich glaube es bedeutet, dass man, wenn man die eigene Wahrnehmung der Welt als Projektion des eigenen Verstandes akzeptiert, selbst dafür sorgen kann, sich keine Feinde zusammenzudenken oder Schwierigkeiten oder Gründe für Leid.

„Bin schon seit zehn Jahren kein Mädchen mehr.“ „Es ist nichts Schlimmes dabei, das Wort Frau zu benutzen. Findest du nicht, dass wir dafür sorgen müssten, das Wort wieder in unseren Sprachgebrauch zurückzubringen? Statt ständig `Mädchen` genannt zu werden? Viel zu lange haben wir es zugelassen, dass der Bezeichnung `Frau`ein negativer Beigeschmack anhaftet, wir erlauben den Männern, es wie ein Schimpfwort zu benutzen.