Rezension

Neubesinnung

Mitternachtsschwimmer -

Mitternachtsschwimmer
von Roisin Maguire

Bewertet mit 4 Sternen

Das Hardcover dieses nordirischen Buches spricht mich in seinem grau gehaltenen Grundton, dem aufgezeigten Wellenschlagen und den eingeprägten goldgelben Buchstaben des Romantitels sehr an.
Auf fast 350 Seiten werden vor allem die Schicksale der einheimischen Grace und des Zuflucht suchenden Londoners Evan sowie dessen später hinzukommenden Sohnes Luca gezeigt und deren Auseinandersetzung mit der sie umgebenden Natur sowie Begegnungen mit den wenigen Menschen im Dorf drumherum gezeigt.
In drei Teilen und über 38 gegen Ende hin sehr kurzen Episodenkapiteln zeichnet die Autorin eine beeindruckende Landschaft, die den Bewohnern Einiges abverlangt. Auf den ersten Blick erscheinen viele Figuren spröde und schroff, doch nach und nach schimmert viel Wärme und Herzlichkeit durch, durchmischt von mitunter heftigen deftigen groben Worten.
Die Handlung hat anfangs mit der Rettung Evans durch Grace einen ersten Höhepunkt, nimmt etwas an Fahrt auf. Zwischendurch bleibt sie über sehr viele Buchseiten hin eher im ruhigen Fahrwasser, bis es - ausgelöst durch den Jungen - zu einem furiosen Finale kommt. Interessant finde ich die Gestaltung des Umgangs mit der Taubstummheit Lucas und der Mittel und Möglichkeiten des gebärdenden Kommunizierens. Da bin ich auch als Leser spür- und erfahrbar nahe bei.
Nach und nach finde ich Zugang zu den Haupt- Figuren und lerne ihre Geheimnisse und Traumata kennen. Besondere Begleiter des Geschehens sind die Tiere an der Seite von Grace.
Vergangenheit und Verlust, Freundschaft und Familie sowie Neubesinnung und Bewahrung bleiben wichtige und beständige Themen, die Coronazeit mit ihren Auswirkungen auch auf Nordirland bildet den äußeren Rahmen.

Beim Lesen von "Mitternachtsschwimmer" tauchte ich trotz einiger Längen gern in eine etwas andere Welt ein, verweilte und erholte mich in einer etwas schrägen und doch schönen Welt.