Rezension

The Rachel Incident

Die Sache mit Rachel -

Die Sache mit Rachel
von Caroline O’Donoghue

Bewertet mit 4 Sternen

Als Buchliebhaber*in konnte man die Werbekampagne rund um „Die Sache mit Rachel“ kaum verpassen, sowohl in den Buchhandlungen als auch in den Sozialen Medien bin ich selten daran vorbei gekommen.

Dabei schwirrt der allgegenwärtige und in der Vergangenheit bereits sehr oft bemühte Vergleich mit Sally Rooney (deren Bücher ich sehr liebe) immer wieder durch den Raum.

Das Thema, dem sich Caroline O“Donoghue in ihrem Roman nun annimmt, ist tatsächlich sehr Rooney’esk. Eine junge Schwangere erzählt in der Retrospektive aus ihrer Studienzeit. In diesen Jahren lernt sie bei einem Nebenjob homosexuellen James kennen. Die beiden werden schnell unzertrennlich, teilen sich später sogar eine Wohnung. Als Rachel sich in ihren Literaturprofessor verliebt, versucht James sie in ihren Verführungsabsichten zu unterstützen. Doch dann kommt alles ganz anders. 

Die Geschichte wird erzählt vor dem Hintergrund der irischen Finanzkrise. Politische Themen, soziale Diskurse wie z.B. das irische Abtreibungsrecht werden aufgegriffen, in einer Weise, in der sie sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Das hat dem Text in meinen Augen gut getan. Dieser ist grundsätzlich sehr charaktergetrieben. Es dreht sich vieles um das Spannungsfeld zwischen Rachel, James und Dr. Byrne. Aber auch andere zwischenmenschliche Verhältnisse, wie z.B. Rachels Beziehung zu James Carey, dem anderen James in ihrem Leben, spielen immer wieder eine Rolle. Leider bin ich gerade mit den Hauptcharakteren anfangs nur schwer warm geworden. An sich ist das nicht schlimm - auch die so viel besungene Rooney schreibt oft keine likeable protagonists - aber hier hatte ich zu kämpfen. Es ist mir schwergefallen Empathie aufzubauen. Im Verlauf bessert sich das glücklicherweise. Gerade Rachel macht eine spürbare Entwicklung durch. Und es lohnt sich an ihrer Geschichte dranzubleiben. Der große Plottwist hat mir gut gefallen. Ich fand es spannend wie die einzelnen Fäden im Beziehungsgeflecht der Figuren zusammen- und auseinander gelaufen sind. Das zentrale Thema wurde klug und vielschichtig behandelt.

Fazit: „Die Sache mit Rachel“ wird nicht mein Lieblingsbuch. Dafür habe ich mit Rachel selbst zu viel gekämpft. Aber es ist ein gutes und unterhaltsames Buch, das sich wirklich lohnt gelesen zu werden.