Rezension

4,5 Sterne: Rundum gelungene, fesselnde Fortsetzung mit einem Love Interest zum Verlieben!

Das Reich der Sieben Höfe - Flammen und Finsternis
von Sarah J. Maas

„Flammen und Finsternis“ ist vielleicht nicht ganz perfekt (beim Pacing und der Spannung gibt es noch etwas Luft nach oben), aber doch eine richtig gute, deutlich feministischere, fesselnde, mitreißende und berührende Romantasy-Fortsetzung. Band 3 ist schon ganz fest eingeplant – ich kann es kaum erwarten, noch mehr von der Autorin zu lesen! Von mir gibt es jedenfalls wieder eine Leseempfehlung!

4,5 Sterne: Rundum gelungene, fesselnde Fortsetzung mit einem Love Interest zum Verlieben!

* Spoilerfreie Rezension! *

Inhalt

Feyre hat es geschafft: Sie hat Amarantha besiegt, den Fluch gebrochen und das Fae-Reich gerettet. Doch sie ist auch traumatisiert, kann nicht schlafen, muss sich immer wieder übergeben. Es hilft nicht, dass Tamlin aus Angst um ihre Sicherheit anfängt, sie im Schloss einzusperren. Und dann wäre da auch noch der gefürchtete High Lord der Nacht, Rhysand, bei dem sie wegen eines Vertrages jeden Monat eine Woche verbringen muss… Aber ist der Hof der Nacht wirklich so schrecklich, wie alle Welt glaubt?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 1/5 (aktuell)
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präteritum*
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis etwas länger

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod, Gewalt gegen Frauen, s+xualisierte Gewalt Gaslighting, toxische Beziehung
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: H+re (für alle Geschlechter), Miststück, Weib

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Slow-Burn-Liebesgeschichte (sehr langsam!)
- Found Family
- nicht viel, aber detaillierter Spice
- Magie und magische Wesen (Fae usw.)
- Intrigen, Politik
- Umgang mit Trauma
- toxische Beziehung bzw. Befreiung daraus
- Liebesgeschichte im Fokus, trotzdem auch Worldbuilding & Handlung vorhanden
- Setting: Hof der Nacht, Winter, Berge
- unaufdringlicher Feminismus
- viele starke Frauenfiguren

Meine Rezension

 „Nur wenige haben je die Grenze zum Hof der Nacht überschritten und überlebt.“ Seite 548

Nachdem mir Band 1 des „Reichs der sieben Höfe“ in den Sommerferien so überraschend gut gefallen hatte, war eine Verlängerung unserer Leserunde auf Bookstagram schnell beschlossen. Meine Erwartungen an Band 2 waren sogar noch höher, weil er immerhin als bester Teil der Reihe gilt…

Doch konnte mich auch die Fortsetzung wieder überzeugen oder haben wir es hier mit einem mittelmäßigen zweiten Band zu tun (was ja ganz oft bei Reihen der Fall ist)? Hier kann ich euch beruhigen (bzw. beunruhigen, falls ihr entsetzt seid, dass mir ACOTAR gefällt): Auch Band 2 liefert wieder ab und die Liebesgeschichte ist dieses Mal sogar NOCH besser!

Tamlin mochte ich in Band 1 ja noch sehr (zum Glück aber kein Tattoo stechen lassen, yes!), aber die traumatischen Ereignisse haben ihn sehr zum Negativen verändert. Diese Entwicklung finde ich keinesfalls an den Haaren herbeigezogen, sondern sie ist stringent und glaubwürdig – was Tamlin allerdings keine Spur sympathischer macht. Sein Beschützerinstinkt nimmt überhand und kontrolliert jetzt IHN. So engt und sperrt er Feyre immer mehr ein, weil er den Gedanken nicht ertragen kann, dass ihr etwas passieren könnte (was leider auch nicht unwahrscheinlich ist). Doch das ist noch nicht alles: Er traut ihr nichts zu, sieht sie als Besitz, hat seine Wut nicht unter Kontrolle, will eine brave Ehefrau aus ihr machen, die sich aus den Regierungsangelegenheiten heraushält und stattdessen die pompöse Hochzeit plant.

Auftritt Rhysand, der sich für alle Fehler in Band 1 ernsthaft entschuldigt, feministische Reden schwingt, Feyre ernst nimmt, zu jeder Zeit auf Consent achtet, keine Angst vor ihren Fähigkeiten hat und sie sogar noch trainiert und zur Kriegerin ausbildet. Da schlägt das Herz DIESER Feministin natürlich direkt höher! Seite für Seite hat sich dieser Kerl in mein Herz geschlichen, bis ich mich selbst (und nicht nur ein bisschen!) in ihn verliebt hatte – und das passiert mir selten! Für mich ist Rhysand ein wirklich toller Love Interest und der ideale „Book Boyfriend“. Feyres Gefühle für ihn nachzuvollziehen war dementsprechend einfach.

„Rhysand, der High Lord des Hofs der Nacht, stand neben mir. Dunkelheit umwaberte seine Gestalt wie Tinte, die im Wasser Schlieren zieht.“ Seite 592

Sarah J. Maas entwickelt die Enemies-to-lovers-Liebesgeschichte extrem langsam und erzeugt eine unglaublich dichte, kribbelnde Atmosphäre zwischen Rhysand und Feyre. Weil so lang im Buch nicht viel passiert außer Mini-Annäherungen und Wortgefechten, haben selbst kleine Momente eine große Wirkung: Wenn Rhysand beispielsweise Feyre den Waffengurt umschnallt und dabei ihre Oberschenkel an der Außenseite berührt, könnte man ausrasten vor Glücksgefühlen! Und das hat es wirklich, dieses Buch – mich viele Stunden lang glücklich gemacht, denn für mich ist das ein echter Wohlfühlroman zum Eintauchen und Alles-um-sich-herum-Vergessen. Was den Spice betrifft (wenn er dann mal vorkommt, denn erneut sind es wenige Szenen), so ist dieser in diesem Band allerdings deutlich detailverliebter, ausufernder und direkter (weniger poetisch) – hier mochte ich Band 1 deutlich lieber, aber das ist sicher Geschmackssache.

Thematisch stehen die emotionale und physische Entwicklung der Hauptfigur, der Umgang mit Trauma, Vorurteile, die Befreiung aus einer toxischen Beziehung, Freundschaft, Liebe, aber auch Diskriminierung, Macht, Intrigen und Politik im Vordergrund. Erneut werden diese Dinge mit angemessener Tiefe (für Romantasy) behandelt. Ein absolutes Highlight war natürlich Rhysands Freundeskreis, der zusammenhält wie Pech und Schwefel (Found-Family-Trope der feinsten Sorte!).

Aus feministischer Sicht hat mir Band 2 auch deutlich besser als der Auftakt gefallen, was nicht zuletzt an Rhysand liegt, den man durchaus als Feministen bezeichnen könnte. Seine Führungsriege besteht z. B. (auch) aus intelligenten, starken, teilweise furchteinflößenden Frauen, wodurch er sich jedoch nicht einschüchtern lässt. Außerdem wird mit den traditionellen Geschlechterrollen immer wieder gebrochen (z. B. haben wir hier ein männliches Opfer von s+xueller Gewalt), auch wenn es trotzdem ein paar unnötige Klischees gibt, die man sich hätte sparen können. Abzug gibt es wieder für die Übersetzung: Wie schwer kann es sein, eine Frau z. B. als „VerräterIN“ zu bezeichnen und hier zu gendern?!

„Und unter meiner Haut, in meinen Knochen hämmerte und pulsierte etwas. Erhob sich, stieg auf, peitschte durch mein Blut.“ Seite 591

Mein einziger Kritikpunkt ist dieses Mal, dass die Handlung im Vergleich zu Band 1 etwas zu sehr in den Hintergrund tritt und dass man das Buch kürzen und straffen hätte müssen, um das Tempo und die Spannung durchgehend hoch halten zu können. Das Ende wurde mir dann jedoch fast wieder etwas zu hastig abgehandelt, hier hätte ich mir dann doch ein paar Seiten mehr gewünscht. Beim Pacing gibt es also noch Luft nach oben – und von mir einen halben Stern Abzug.

Mein Fazit

„Flammen und Finsternis“ ist vielleicht nicht ganz perfekt (beim Pacing und der Spannung gibt es noch etwas Luft nach oben), aber doch eine richtig gute, deutlich feministischere, fesselnde, mitreißende und berührende Romantasy-Fortsetzung. Band 3 ist schon ganz fest eingeplant – ich kann es kaum erwarten, noch mehr von der Autorin zu lesen! Von mir gibt es jedenfalls wieder eine Leseempfehlung!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 3 Sterne
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4,5 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 3 Sterne
Ende: 4 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Figuren: 5 Sterne ♥
Spannung: 3,5 Sterne
Tempo: 3 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★☆★,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir viereinhalb Sterne!