Rezension

Absolute Leseempfehlung

Ministry of Souls - Das Schattentor - Akram El-Bahay

Ministry of Souls - Das Schattentor
von Akram El-Bahay

Inhalt:

Jack ist ein Soulman, ein Mitarbeiter des Ministerium für endgültige Angelegenheiten. Dieses ist ein interessanter Arbeitgeber, bei dem er zur Ausbildung angeheuert hat. Erst der Abschluss dieser Ausbildung qualifiziert dafür, die Seelen der Verstorbenen in die Zwischenwelt zu geleiten. Bis dahin muss sich Jack mit kleineren Hilfsarbeiten und Botengängen bescheiden.

Bald erhält Jack jedoch eine erste Chance, sich zu beweisen. Er versucht alles, um den Geist von Agatha, einer ziemlich eigenwilligen alten Dame, die in einem Haus voller Katzen gelebt hat, endlich einzufangen. Auch wenn Agatha offiziell als leichte Prüfungsaufgabe gesehen wird, so scheitert Jack immer wieder an dieser Herausforderung.

Das Schicksal fügt es jedoch für den jungen Soulman. Eines Tages ereignet sich ein großer Unfall am Bahnhof. Eine Dampflokomotive ist ungebremst in eine Gruppe Arbeiter gerast. Alle Mitarbeiter des Ministeriums sind im Einsatz. Nur Jack muss als Auszubildender im Ministerium die Stellung halten. Als dort eine Eilbotschaft eintrifft, ist guter Rat teuer. Jack ist der Last Man Standing.

Kurzerhand packt dieser seine Sachen und macht sich in den Buckingham Palace auf. Denn dort gab es einen Mord. Acht Leichen und entsprechend viele Geister. The Queen will not be amused, wenn nicht ein Soulman dorthin kommen und „aufräumen“ würde.

Als Jack am Tatort angelangt, ist schnelles Handeln gefragt, denn der Mörder scheint noch vor Ort. Es handelt sich um eine gefährliche Kreatur mit menschlichen Zügen. Jack rettet, was zu retten ist und begeht dabei einen großen Fehler: Er bricht eines der wichtigsten Gesetze der Soulman und transportiert versehentlich eine lebende Person „auf die andere Seite“.

Natürlich versucht er das zu vertuschen und erzählt seinem Chef nichts von dem Missgeschick. Er wird befördert. Doch die Vergangenheit holt ihn ein. Jack muss seinen Fauxpas ausbügeln, denn ansonsten droht die Zwischenwelt auseinanderzubrechen. Nicht zu vergessen, dass draußen immer noch ein Mörder frei herumläuft und ganz nebenbei gilt es auch noch, eine eigenwillige Prinzessin zu retten.

 

Meinung:

Bei „Ministry of Souls – Das Schattentor“ handelt es sich um einen Reihenauftakt. Die Geschichte spielt in London im Jahre 1850. Als Leser begleiten wir den jungen und noch recht unerfahrenen Soulman Jack durch ein fantastisches Abenteuer.

Jack gerät eher unfreiwillig von einer schrägen Situation in die nächste. Eigentlich hat er genug mit seiner Prüfungsaufgabe zu tun, die alte Agatha einzufangen, die noch gar keine Lust hat, den Weg in die Zwischenwelt anzutreten. Doch ein Zufall will es, dass er in den Buckingham Palace gerufen wird. Eine spontan getroffene Entscheidung verhilft ihm zwar zu einer Beförderung, doch hat Jack in der Folge auch einige Probleme am Hacken.

Denn bei den Leichen, die er dort vorfindet, handelt es sich nicht um irgendwen, sondern um Staatsgäste der Königin. Darunter befindet sich auch eine Prinzessin, die sich zwar nicht der besten Gesundheit erfreut, aber auch nicht so tot ist, wie sie es hätte sein müssen, um den Weg auf die andere Seite anzutreten.

Jack muss den Fehler möglichst diskret ausbügeln und dafür sorgen, dass der Schaden nicht bekannt (oder zumindest nicht allzu groß) wird. Doch das ist nicht so einfach, denn die Zwischenwelt ist komplex. Wer nicht aufpasst, kann hier schnell verlorengehen. Als Hilfsmittel kann der junge Soulman nur auf seinen Verstand (nicht immer die schärfste Waffe), einen Kompass, der ihn davor bewahren soll auf der anderen Seite verloren zu gehen (hier hat Jack leider bei der Erläuterung der Funktionen ein wenig geträumt), eine Uhr, die ihm helfen soll, die ihm zur Verfügung stehende Zeit von einer Stunde in der Zwischenwelt auf keinen Fall zu überschreiten und einen Archivar (der irgendwie doch recht chaotisch daherkommt) zurückgreifen.

Jack schafft neue Probleme, statt alte zu lösen und lässt sich auf eine Geisterbeschwörung ein. Ergebnis ist ein teuflischer Pakt. Gemeinsam mit seinem Freund Oz, der neunmalklug das Geschehen kommentiert, stürzt sich der Soulman ins Abenteuer. Hier gelingt es Akram El-Bahay wunderbare Momente einzufangen. Humorvoll akzentuiert, mit einem leichten Augenzwinkern, führt das Duo den Leser durch die Seiten.

Akram El-Bahay weiß zu unterhalten. Das hat er schon in vorherigen Werken bewiesen. So kommt an keiner Stelle der Geschichte Langeweile auf.

 

Fazit:

Ein gelungener Reihenauftakt weckt immer auch Erwartungen: Die weiteren Teile sollen das Niveau nicht nur halten, sondern nach Möglichkeit noch steigern. Mit „Ministry of Souls – Das Schattentor“ legt Akram El-Bahay die Latte für seine Nachfolger enorm hoch.

Da gibt es diesen vermeintlich "schwachen", ja chaotischen, Helden. Eine emanzipierte Prinzessin, die einer Fantasy-Parodie entsprungen sein könnte und viele weitere kreative Ideen, die allesamt dem Prinzip "never follow the crowd" zu folgen scheinen, und, soweit ich dies beurteilen kann, absolut neu sind. Akram El-Bahay hat Lust am Spaßigen, und diese Lust überträgt sich auf die Leser.

Perfekt daher für düstere und kalten Herbstlesetage.

 

Buchzitate:

Das Licht der Gaslaternen floss wie zerlaufene Milch in den Nebel, während Jack mit schnellen Schritten über die Brücke ging, die Ledertasche mit den Phiolen unter den Arm geklemmt.