Rezension

Abwechselnd, mal was anderes

Meine verlorene Freundin -

Meine verlorene Freundin
von Milena Busquets

In dem relativ kurzen Roman von Milena Busquets erwartet uns ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben der Protagonistin, die nicht namentlich genannt wird. Allerdings hat man als Leser das Gefühl, dass es sich um einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben der Autorin handelt.

Die Protagonistin erinnert sich relativ plötzlich an eine Kindheitsfreundin, die im Alter von 15 Jahren an Krebs gestorben ist. Da sich die Autorin selber fast schon etwas verloren fühlt, begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit und besucht z.B. auch den Campus ihrer alten Schule, um das Rätsel um Gema, der Kindheitsfreundin, zu lösen. Allerdings rückt die Geschichte um Gema eher in den Hintergrund, sie begleitet uns eher im Laufe des Romans. Zum Ende hin erfährt man vor allem durch einen Brief, was danach mit Gemas Familie geschah. 

Natürlich hatte auch ich die Erwartung, dass wir eher mehr über die gemeinsame Vergangenheit von Gema und der Protagonistin erfahren, da man offensichtlich erstmal keine wichtigen Verbindungen zwischen den beiden feststellen kann. Lediglich kleinere Erinnerungen, zum Beispiel an einen gemeinsamen Kindergeburtstag, schweißen die beiden zusammen. Man erfährt viele Eindrücke aus anderen Aspekten aus dem Leben der Protagonistin, die deutlich mehr in den Vordergrund rücken, zum Beispiel aus dem Liebesleben der Protagonistin. Ich hatte viel mehr das Gefühl, dass es sich in dem Buch mehr darum handelt, dass die Erinnerung an Gema eine generelle Welle in dem Leben der Protagonistin ausgelöst hat, um sich selber zu finden und viele ihrer Entscheidungen zu überdenken. 

Vielen ist in der Leserunde vor allem aufgefallen, dass sie die Protagonistin nicht wirklich sympathisch finden, da sie sehr oberflächlich und böse reagiert, zum Beispiel bei ihrer Freundin, die einen Zahn verloren hat. Letzendlich muss sich jeder selber ein Bild von der Protagonistin machen, ich fand sie nicht unsympathisch, gewöhnunsbedürftig ja, aber nicht allzu schlimm. Viel mehr ist es auch irgendwie interessant, das Leben aus der Sicht der Protagonistin zu erfahren. Sie hat aufjedenfall einige Sätze, wo ich sehr drüber nachdenken musste. Es wirkt fast gegensätzlich zu ihrem Drang, ihr Leben zu überdenken, dass sie doch in sehr vielen Punkten weiß, was sie will und sehr ,,straight-forward'' ist. 

Vielleicht auch kleine ,,Warnung'' bei dem Schreibstil. Es dauert etwas, bis man reingekommen ist, weil die Sätze etwas verschachtelt und teilweise auch kompliziert sind. Allerdings ist es auch nicht soo schlimm, man muss sich aufjedenfall fallen lassen, um das Buch in allen Aspekten zu begreifen. Das schafft man gar nicht beim ersten Mal.