Rezension

Alt und Jung unter einem Dach

Wildtriebe
von Ute Mank

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt die Redensart  „Alt und Jung unter einem Dach passen selten zusammen“.  Um genau darum geht es im vorliegenden Roman. Auf den traditionsreichen, großen landwirtschaftlichen „Bethches Hof“, der von Lisbeths Familie seit Generationen bewirtschaftet wird, heiratet Marlies in den 1970er Jahren ein. Sie will von Anfang an nicht nur Bäuerin sein. Und so schafft sie sich Freiräume, indem sie im Kaufhaus in der Stadt arbeiten geht, zur Jagd geht, Trecker fahren lernt und selbst bestimmt, wann und wie viele Kinder sie bekommt. Das führt zu Konflikten mit der Schwiegermutter.
Das Leben auf dem Dorf, wie es noch vor wenigen Jahrzehnten war, wird authentisch dargestellt. Nicht nur ist wichtig, eine funktionierende Familie zu haben. Nein, genauso wichtig ist es, ein gutes Bild nach außen abzugeben und dem Urteil  der Nachbarn und aller Dorfbewohner zu genügen. Auch der Niedergang der Landwirtschaft wird gut dargestellt. Am beeindruckendsten aber ist die Aufbereitung des Verhältnisses zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter. Das geschieht in der Weise, dass abwechselnd die Gedankenwelt beider nach Art eines inneren Monologs wiedergegeben wird und viele Vorkommnisse so aus der Perspektive beider Frauen beleuchtet werden. Dem Klischee, dass Landleute wortkarg sind, werden die Romanfiguren gerecht. Über persönliche Dinge reden sie einfach nicht miteinander mit der Folge, dass sich Vieles anstaut und es unweigerlich zum Ausbruch kommen muss. Die Sprache passt sehr gut dazu; sie ist schlicht gehalten und oftmals sind unvollständige Sätze vorzufinden.
Ein wirklich lesenswertes Buch.