Rezension

Wildtriebe sind Störenfriede!

Wildtriebe
von Ute Mank

Bewertet mit 5 Sternen

!ein Lesehighlight! 

 

Klappentext:

„Für die alte Großbäuerin Lisbeth gibt es nichts Wichtigeres als den Hof, sein Erhalt ist ihr Lebenssinn. Nie hat sie die damit verbundenen Pflichten hinterfragt.

 

Doch mit Schwiegertochter Marlies kommt eine neue Frau ins Haus, die keineswegs klaglos und ohne eigene Wünsche das Leben einer Bäuerin führen will. Das Kaufhaus in der nächsten Stadt wird für Marlies zum Sehnsuchtsort im Wirtschaftswunderdeutschland, arbeiten möchte sie dort, einen Jagd- und Traktorführerschein machen, das Leben soll doch mehr zu bieten haben.

 

Die beiden Frauen tragen fortan stille Kämpfe aus, um Haushaltsführung, um Kindererziehung. Doch eigentlich werden viel größere Dinge verhandelt: Lebensmodelle, Vorstellungen vom Frausein, vom Muttersein. Und doch ist da ein verbindendes Element: Marlies’ Tochter Joanna, die ihren ganz eigenen Weg geht und nach dem Abitur nach Namibia aufbricht …“

 

„Wildtriebe“ von Ute Mank - ein extrem leises und dennoch gewaltiges Buch mit besonderen Protagonisten, die einen einnehmen, wenn man die Dornen vorher abstreift. 

Wildtriebe muss man radikal bei Rosen bekämpfen. Warum? Die Hauptpflanze setzt enorm viel Energie dort hinein, Blüten werden nur spärlich gebildet, Krankheiten können sich schneller breit machen und der generelle Rest wird weniger „ernährt“. Kurzum: Wildtriebe gehören abgetrennt/abgerissen….und das nicht nur an Rosen. Wobei deren Dornen es einen manchmal sowieso schon nicht leicht machen.

Was hat das alles mit dem Buch zu tun? Eine ganze Menge! Dieser kleine botanische Ausflug spiegelt im Detail auch die Protagonisten wieder. Lisbeth ist der Hauptpunkt/ die Hauptschlagader auf dem Hof und es ist ihr das Wichtigste, das es alles rund läuft - der Ton, der für die „Dame“ hier gewählt wurde, war perfekt getroffen und hätte besser nicht sein können! Mit Schwiegertochter Marlies entsteht aber eine neue Generation im Haus, ein Wildtrieb wenn man so will, und nun ist es an Lisbeth, diesen entweder zu akzeptieren oder zu „entfernen“. Als Marlies dann noch Tochter Joanna das Leben schenkt, werden es viele Wildtriebe und ein gewisser Kampf der Frauen entpuppt sich leise aber manchmal auch mit einem lauten Knall. Die Parts, die Mank hier anspricht, sind genial aus der Realität gegriffen und beleuchten auf leisen Sohlen und feinem Sinn drei Damen mit völlig unterschiedlichen Lebensansichten, Lebensweisen und Zukunftsvorstellungen. Schnell wird deutlich, welcher Konflikt sich hier auftut und wie weit er gehen könnte, wenn der Anstand sich nicht einschalten würde. 

Ute Mank hat hiermit ein extrem feines Gespür bewiesen Menschen zu beobachten und ihre „Unarten“ einzufangen und einen fein abgestimmten Roman mit noch ruhigerer Note verfasst, der beim „genießen“ des Inhalts explodiert, wie ein großes Feuerwerk - großartig von der ersten bis zur letzten Seite! 5 von 5 Sterne!