Rezension

Atmosphärisches Setting

Im Schatten der Vanille -

Im Schatten der Vanille
von Cornelia Engel

Bewertet mit 3 Sternen

Seit ihrer Verliebt-auf-Borkum-Reihe (die übrigens mit dem im Herbst 2022 erscheinenden dritten Band in die heiß ersehnte Verlängerung geht, yayyyy!) bin ich ein Fan der Autorin, die es mit ihren stimmungsvoll formulierten Beschreibungen stets mühelos schafft, das einzigartige Flair eines Handlungsortes einzufangen, und somit habe ich mich riesig gefreut, den Auftakt ihrer neuen Buchreihe lesen zu dürfen!

Bei "Im Schatten der Vanille" handelt es sich um einen atmosphärisch-fesselnden historischen Roman - neben glaubwürdig ausgearbeiteten Figuren und einem angenehmen Erzählton war es insbesondere das außergewöhnliche, beinahe mystisch anmutende orientalische Setting, das mich am meisten fasziniert hat und tief eintauchen ließ in Elisabeths Story.

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann wagt die junge Frau, mit der ich zwar nicht gänzlich warm wurde, vor deren Mut ich aber dennoch den Hut ziehe, im Jahre 1880 einen Neustart fernab von der Heimat. Ihr Ziel: das exotische Sansibar. Zur damaligen Zeit gleicht dies einem Himmelfahrtskommando, schließlich ist die als Handelszentrum geltende Insel vor Afrikas Ostküste nicht gerade the place to be für Frauen, die selbst Geschäfte betreiben wollen, anstatt sich der ihnen zugewiesenen Rolle als folgsame Ehefrau zu fügen. Im Gegenteil, hier haben die Männer das Sagen, und das Wort des Sultans ist Gesetz.

Vor Ort entwickeln sich die Dinge dann zunächst auch noch deutlich problematischer als erwartet - Elisabeths dort residierender Onkel, bei dem sie unterschlüpfen wollte, ist mittlerweile verstorben - er wurde ermordet. Als wäre dies nicht schlimm genug, werden sie und ihr Dienstmädchen in den prunkvollen Palast des Sultans zwangsverfrachtet, Widerrede zwecklos.

Der romantische Aspekt blieb für mich eher nebensächlich, mein Highlight war ganz klar das Setting. Mir fehlte der Fokus auf die Vanille, auch über das nur leicht angeschnittene Thema Sklaverei hätte ich gerne mehr gelesen. Spannungstechnisch hat die Geschichte noch etwas Luft nach oben, und das Ende hätte ich mir etwas runder gewünscht - andererseits ist es eigentlich nur logisch, dass zu Beginn einer Saga nicht direkt in Band 1 alle Fragen beantwortet werden können; fair enough also, dass einige der Handlungsstränge offenbleiben. Eine der Nebenfiguren entwickelte sich übrigens zu meiner Story-Favoritin: Imani; die Elisabeth zugewiesene Dienerin war mir am sympathischsten.

Fazit: Liebevolle 3 Sterne

So interessant es war, zum ersten Mal einen Roman mit Schauplatz Sansibar zu lesen und mir das Aroma der zahlreichen Gewürze um die Nase wehen zu lassen, mein Herz bleibt letztlich doch fest auf Borkum verankert. Insgesamt war es ein solider Read, Sansibar-Fans und -Interessierte werden begeistert sein.