Rezension

Auf spannende Weise Historisches gelernt

Unter den Linden 6 - Ann-Sophie Kaiser

Unter den Linden 6
von Ann-Sophie Kaiser

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser historische Roman spielt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und handelt von „Frauen an der Universität“. Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war damals etwas, das erst erkämpft werden musste.

Wir lernen die drei Protagonistinnen gleich am Anfang kennen: junge Frauen sehr unterschiedlicher Herkunft, deren Wege sich immer wieder kreuzen. Eine davon gab es wirklich, und zwar die Physikerin Lise Meitner, die anderen beiden sind frei erfunden. Das sind Hedwig, eine Frau, die in einem gutbürgerlichen (Ehe-)Haushalt lebt, und Anni, ein Dienstmädchen, das eine neue Stelle antritt.

Schnittpunkt ist mehr oder weniger die Kaiser-Wilhelms-Universität, was die heutige Humboldt Universität zu Berlin ist. Ich habe selbst an dieser Uni studiert. Wahrscheinlich deshalb fand ich diesen ohnehin recht unterhaltsamen Roman noch einen Tick interessanter.

Es ist ein historischer Roman, wie ich ihn mag: Haupt- und Nebenfiguren voller „Ecken und Kanten“, die meisten davon sympathisch oder zumindest nachvollziehbar in ihrem Denken und Handeln, dazu eine Menge Wissen über die geschichtlichen Hintergründe, wie es durch reines Faktenstudium niemals hängengeblieben wäre.

So habe ich ganz nebenbei vieles für mich bis dato Neues über die Universität erfahren. Außerdem habe ich mit den Protagonistinnen mitgefiebert. Durch den lebendigen und anschaulichen Schreibstil fiel das sehr leicht.

Die Zeitspanne, in der die Geschichte spielt, reicht von 1907 bis 1915. Danach erklärt die Autorin noch etwas zu ihrer Recherche, was von diesem Roman auf Fakten beruht und was ausgedacht ist.

Ich habe die Lektüre sehr genossen und finde, sie ist ein Muss für jeden Fan historischer Romane oder Berlin-Romane.