Rezension

Berührende Geschichte mit ungleichmäßiger Rollenverteilung

Only One Letter -

Only One Letter
von Anne Goldberg

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s?

Auch Wochen nach ihrem schlimmsten Albtraum steht Liz' Welt noch immer Kopf. Erst als der Amerikaner Nate vorübergehend in die WG ihrer besten Freundin einzieht, ändert sich alles. Gemeinsam arbeiten die beiden daran, dass alles wieder gut wird – ohne, dass Liz dabei etwas von Nates ganz eigenen Dämonen ahnt.

 

Meine Meinung

Dieses Buch fährt auf emotionaler Ebene wirklich große Geschütze auf, was ich nach dem Lesen des Klappentextes zwar nicht völlig überraschend, stellenweise aber auch nicht ganz einfach zu lesen fand.

Die Umsetzung als Tagebuch bzw. als Brief an Nate fand ich sehr interessant gemacht, auch wenn die Zeitsprünge es mir zwischenzeitlich nicht ganz leicht gemacht haben, immer den Überblick zu behalten. Die recht langen Kapitel waren zwar an sich angenehm zu lesen, sobald die Handlung dann aber in die Gegenwart sprang, musste ich erst einmal überlegen, was da eigentlich gerade so vor sich geht.

Hinsichtlich der Figuren bin ich noch immer ein kleines bisschen zwiegespalten. Obwohl hier emotional wirklich einiges abgearbeitet wird, hatte ich über das gesamte Buch hinweg irgendwie das Gefühl, weder Liz noch Nate so wirklich zu kennen, was auch durch das Ungleichgewicht in ihrer Rollenverteilung nicht so wirklich behoben wurde. Grundsätzlich muss ich dazu sagen, dass ich die Ausgangslage dieser Geschichte unglaublich berührend fand und wirklich mit Liz mitgelitten habe. Was sie erlebt hat, stellt auf jeden Fall ein unglaubliches Trauma dar, wodurch ihr Bewältigungsprozess einen entsprechenden Raum in diesem Buch einnehmen musste.

Was mich in Bezug auf Nate dann aber so ein wenig gestört hat, war die Knappheit, mit der er und seine Erlebnisse abgehandelt wurden. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Liz genau das an seiner Familie kritisiert, die Geschichte ihn als Figur dann aber eben genau so behandelt, fand ich diese Vorgehensweise irgendwie ein wenig paradox.

Auch nicht ganz logisch fand ich, wie schnell Liz Nates Verhalten bei seiner Familie hinnimmt. Wenigstens eine Entschuldigung wäre angebracht gewesen, auch wenn die vermutlich in den sich zum Ende hin überschlagenden Ereignissen ein wenig untergegangen wäre. Nichtsdestotrotz hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass das Happy End ein kleines bisschen erzwungen wurde, was angesichts der sich zuvor ein wenig in die Länge ziehenden Geschichte etwas anders hätte gelöst werden können.

 

Fazit

Grundsätzlich hat mich diese Geschichte wirklich berührt, auch wenn ich mit dem Handlungsbogen nicht immer vollauf zufrieden war. Thematisch ist dieses Buch definitiv keine leichte Kost, mit etwas Zeit und entsprechenden emotionalen Kapazitäten kann man die Geschichte von Liz und Nate aber durchaus genießen.

Von mir gibt es dafür knappe vier Bücherstapel.