Rezension

Bilder, die man nicht mehr vergisst

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von Hanna Bervoets

Bewertet mit 4 Sternen

Zu Beginn des Buches habe ich ich wirklich gefragt, wie Kayleigh täglich verstörende Bilder und Videos sehen konnte, ohne verrückt zu werden…Ganz selbstbewusst schreibt sie einem Anwalt namens Stitic: „Ich wusste, worauf ich mich einließ. Ich wusste, was ich da machte, und ich war ziemlich gut darin.“ Durch die gewählte Erzählform ist die Geschichte überwiegend im Präteritum verfasst, bei dem sich ein Nebensatz an den nächsten reiht, und erzählt von Kayleig´s Erlebnissen bei Hexa, und ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, insbesondere von Sigrid, ihrer „damaligen Lieblingskollegin“. Zu ihrer Aufgabe bei Hexa gehört es, gepostet Fotos und Videos zu beurteilen, die von anderen Benutzern oder Bots gemeldet wurden, weil sie nicht den Standards der Plattform entsprechen und diese gegebenenfalls, mit entsprechender Begründung, zu löschen. Kayleigh schreibt Herr Stitic, um ihm zu erklären, warum sie bei Hexa aufgehört hat. Denn es sind nicht die selben Gründe, die ihre Kolleginnen und Kollegen nun zu einer Sammelklage bewegen, der sich Kayleigh deshalb nicht anschließen will. Sie geht abgestumpft die verinnerlichten Richtlinien durch, hält sich an der freundschaftlichen Gruppendynamik, den gemeinsamen Routinen, Alkohol und ihre Liebe zu Sigrid fest. „Okay, unsere Arbeit war völliger Shit, aber wir ließen uns von ihr nicht unterkriegen, (…) wir waren ein Team und halfen einander da durch.“ Sie schreibt von Gojibeeren-Momenten, glücklichen Zeiten mit Sigrid, und dann von der Flat-Earth-Diskussion und anderen Verschwörungstheorien, bis zum Moment, wo klar wird, dass die Arbeit auch in ihr nicht spurlos vorbeigegangen ist. Dabei rückt  Kayleigh vor allem ihre Beziehung zu Sigrid in den Vordergrund.

Ein kurzweiliger Roman, der, psychologisch verwoben, trügerisch inszeniert und freiheraus, die Meinungen spalten wird - thematisch und literarisch. Letztlich lernt man noch etwas über Richtlinien zur Sperrung und Lösung von anstößigen Inhalten und die problematischen Arbeitsbedingungen in den Content-Moderation.