Rezension

Hätte mir mehr Gefühl gewünscht

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von Hanna Bervoets

Bewertet mit 3 Sternen

Von jackiistz

In dem Roman „Dieser Beitrag wurde entfernt“ von Hanna Bervoets geht es in kritischer Art um das Leben im Internet. Im Social Media ist nicht immer alles Gold, was glänzt und es geschehen oft Dinge, die man sich gar nicht vorstellen mag. Das Internet ist mittlerweile ein Ort des Hasses, der Gewalt und der Selbstdarstellung geworden. In diesem Buch begleiten wir Kayleigh an ihrem etwas anderen Arbeitsplatz und tauchen selbst in die Welt der Grausamkeit ein.

Kayleigh braute dringend einen Job. Sie hat Schulden und bei denen soll ihr die Firma HEXA helfen. Ein Unternehmen, welches auf der Suche nach Leuten ist, die Beiträge im Netz checken sollen. Ist der Beitrag in Ordnung und kann so auf die Menschheit im Internet losgelassen werden oder muss er doch von vorne herein gelöscht werden? Mit dieser Frage setzen sich Kayleigh und ihre Kollegen im Team auseinander, während sie am Tag hunderte solche Beiträge ansehen müssen. Wie man sich vorstellen kann, ist das für den ein oder anderen psychisch sehr belastend. So kommt es, dass dann auch mal jemand durchdreht, weil er mit dem Druck und dem Gesehenen nicht zurechtkommt. Auch Kayleigh scheint es in ihrem neuen Job nicht allzu gut zu gehen. Ihre Beziehung mit ihrer Kollegin Sigrid leidet zunehmend unter deren Jobs. Hier stellen wir uns als Außenstehende nun die Frage, ob wir selbst einem solchen Job gewachsen wären.

Vorab, ich hatte mir hier unter diesem Buch eine völlig andere Geschichte vorgestellt. Mit seinen 112 Seiten ist es doch ein eher kurzes Buch, für welches ich nicht mal einen halben Tag gebraucht habe. Hier bin ich allerdings der Meinung, dass man die Geschichte noch weiter hätte ausschmücken und besser erklären könnte. Man erfährt zwar, dass Kayleigh Probleme hat, diese werden aber eher unterdrückt. Ihre Kollegen dagegen leben ihre Gefühle teilweise doch sehr stark aus und man merkt ihnen die Verzweiflung im Job an. Das hätte ich mir bei Kayleigh auch gewünscht. Ihre Beziehung zu Sigrid leidet, da Sigrid genauso wenig mit der Stelle bei HEXA klar kommt. Hier hätte Kayleigh sie mehr und auch besser unterstützen können. Es ist gut möglich, dass Kayleigh auf Grund ihrer eigenen Probleme dazu nicht in der Lage war. Aber auch das kommt leider nicht deutlich heraus. Spannend finde ich das Thema schon und in einem solchen Unternehmen arbeiten zu müssen, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Man sieht das Schlimmste vom Schlimmsten und das total ungefiltert. Man muss entscheiden, was gehört sofort gelöscht und was ist zumutbar. Meiner Meinung nach hätte es hier härtere Grenzen geben müssen. Denn im Buch werden natürlich auch Beispiele für solche Postings, Videos und Livestreams genannt. Bei mir wäre da der Button mit "gelöscht" viel häufiger zum Einsatz gekommen. Fraglich ist natürlich auch, dass die Mitarbeiter von HEXA einen täglichen Score erreichen müssen, damit sie nicht gefeuert werden. Psychologische Hilfe kommt hier auch nicht wirklich zum Einsatz, obwohl die Mitarbeiter so grausame Dinge sehen müssen. Das Thema ist auf jeden Fall brandaktuell und das Buch hätte wirklich gut darüber aufklären können. Das Potential ist in meinen Augen nicht ganz ausgeschöpft worden.

Mein Fazit: Es war interessant einen Blick hinter die Kulissen eines solchen Unternehmens werfen zu können. Die Abgründe, die sich im Internet auftun, haben wir bestimmt alle schon einmal auf die ein oder andere Weise kennengelernt. Wie es allerdings ist jeden Tag mit der Grausamheit konfrontiert zu werden, ist für viele von uns keine Realität. Jedoch hätte das Buch etwas mehr in die Tiefe gehen können und damit meine ich jetzt keine weiteren Beispiele. Ich hätte gerne mehr Gefühl gehabt. Die Protagonistin Kayleigh bliebt mir so leider etwas fremd und wurde mir nicht sympatisch.