Rezension

Blaue Blume auf weißem Gold

Ein neues Blau - Tom Saller

Ein neues Blau
von Tom Saller

Bewertet mit 5 Sternen

Immer nur zwei Männer gleichzeitig hüten das... Geheimnis der Königlichen Porzellanmanufaktur...“, so steht es im Prolog. Rund um das Porzellan rankt sich die Geschichte von Lili, die wir sechsjährig auf der Beerdigung ihrer Mutter im Jahr 1919 kennen lernen. In ihrem neuen Zuhause wird sie von Takeshi, dem japanischen Freund ihres Vaters, begrüßt. Ein Leben lang wird er sich liebevoll um sie sorgen. Während ihr Vater oft als Teehändler unterwegs ist, bringt er ihr nicht nur die japanische Kunst der Teezubereitung teil, sondern vermittelt ihr eine  humanistische Erziehung. Ebenfalls geformt wird sie von Rabbi Teichlmann, der ihr den jüdischen Glauben ihres Vaters näher bringt und sie zum Übertritt bewegen möchte. 
Der Zufall bringt sie dazu, Porzellan zu schätzen und gestalten zu wollen. Schmerzhaft wird ihr Leben verändert, als die Judenverfolgung unter den Nazis um sich greift.
Gealtert und vom Verlust ihres besten Freundes getroffen, macht sich ihr Sohn Sorgen um sie und vermittelt die Gymnasiastin Anja als Gesellschafterin. Nur: Anja hat selber große Probleme, sie schneidet sich. Wie werden die beiden Frauen klar kommen?
Tom Saller erzählt die bewegte Lebensgeschichte einer erstaunlichen Frau, emotional anrührend, vielfältig, anschaulich und faszinierend. Immer wieder werden historische Hintergründe einbezogen und unterschiedliche Verhaltensweisen beschrieben. Leser werden mit menschlicher Niedertracht konfrontiert, aber auch mit Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. All das nimmt Einfluss auf Anja.
Berliner Geschichte, Porzellangestaltung, Kunst - vielfältig und lesenswert ist dieser Roman aus dem List Verlag aus dem Hause Ullstein.