Rezension

Café Leila

Als die Tage nach Zimt schmeckten - Donia Bijan

Als die Tage nach Zimt schmeckten
von Donia Bijan

Bewertet mit 4 Sternen

eine Familiengeschichte, die Farben und Düfte des Orients heraufbeschwört, ohne die Gegenwart auszublenden

Das Cover, der Titel sowie der Klappentext veranlassten mich, diesem Buch ein neues Zuhause zu geben. "Als die Tage nach Zimt schmeckten" ist eine Familiengeschichte über mehrere Generationen. Noor, die von ihrem Vater als 18jährige in die USA geschickt wurde, um dort eine Ausbildung zu absolvieren und ein neues Leben beginnen zu können, kehrt nach dem Scheitern ihrer Ehe mit ihrer Teenager-Tochter Lily nach Teheran zurück. Teheran hat sich in den 30 Jahren ihrer Abwesenheit verändert, nichts ist mehr so wie früher. Nichts? Das Café Leila, das Noors Großeltern aufgebaut haben und jetzt von ihrem Vater geleitet wird, ist eine Blase, in der vieles unverändert geblieben ist. Noors Vater hat eine besondere Gabe, er ahnt und erfüllt die Wünsche seiner Gäste, nicht nur mit den Köstlichkeiten der iranischen Küche, sondern vor allem mit Wärme und Humor.

Noor steht im Mittelpunkt dieser Familiengeschichte. Donia Bijan flicht die Vergangenheit geschickt ein, so dass sich nach und nach ein ganzes Bild ergibt. Die Gerüche und Farben Persiens werden zum Leben erweckt. Es wird eine Vielzahl von Gerichten erwähnt, die mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließen. Donia Bijan ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Köchin, ihre Liebe dazu ist dem Roman anzumerken.

Im Gegensatz dazu erlebt Noors Tochter Lily den heutigen Iran. Offensichtlich weiß sie wenig über das Land, aus dem ihre Mutter kommt. Die Menschen, die Art, wie sie leben und die Sprache sind ihr fremd. Ein Ausbruchsversuch hat ungeahnte Folgen.

Donia Bijan erzählt in einer klaren, gut lesbaren Sprache. Ihre Protagonisten liegen ihr am Herzen, sie sind so beschrieben, dass ich sie mir alle gut vorstellen konnte. Sie ertragen ihr Schicksal auf eine fatalistische Art, etwas, das nicht nur Lily fremd ist. Naneh Goli, die Kinderfrau, die es nach einer kurzen Ehe vorgezogen hat, im Haushalt von Zod zu bleiben, der grantelnde Soli, der es nicht erträgt, wenn ein Gast um Salz bittet, Karim, der als Teenager genauso arbeiten muss wie ein Erwachsener und sich sofort in Lily verliebt, und natürlich Zod, der seine Frau auf Händen getragen hat, allen Gästen das Gefühl gibt, zu Hause zu sein und sich für seine beiden Kinder ein besseres Leben in den Vereinigten Staaten gewünscht hat, sie alle werden lebendig. Noor hingegen bleibt eher fremd und distanziert. In San Francisco ist sie trotz eines guten Lebens nicht heimisch geworden, sie bleibt Außenseiterin. Das ist sie auch zurück in Teheran, in einem Land, das sie nicht mehr versteht, auch wenn sie die Sprache spricht. Am Ende des Romans erkennt sie, wohin sie gehört. Etwas, was für mich nicht unerwartet kam.

Fazit: eine Familiengeschichte, die Farben und Düfte des Orients heraufbeschwört, ohne die Gegenwart auszublenden