Rezension

Cold Case im Schärengarten

Das Grab in den Schären -

Das Grab in den Schären
von Viveca Sten

Bewertet mit 4 Sternen

Auf Telegrafholmen, der Schäreninsel, die direkt gegenüber von Sandhamn liegt, werden bei Bauarbeiten Teile eines Skeletts gefunden. Es scheint sich bei dem Skelett um die sterblichen Überreste einer Frau zu handeln. Thomas Andreasson und seine Kollege Aram werden mit den Ermittlungen betraut. Sie arbeiten sich durch die Vermisstenfälle der letzten Jahre. Zwei Frauen, die beide vor zehn Jahren spurlos verschwanden, rücken in den Fokus der Ermittlungen: die 17-jährige Astrid und die 35-jährige Siri. Kann es sein, dass eine der beiden Frauen Opfer eines Verbrechens wurde? 

"Das Grab in den Schären" ist bereits der zehnte Band, in dem Thomas Andreasson auf der Schäreninsel ermittelt. Auch dieses Mal wird er, wenn auch gezwungenermaßen, von seiner Jugendfreundin Nora Linde unterstützt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen sicher auch dann folgen, wenn man noch keinen Teil der Reihe gelesen hat, da wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung eingestreut werden. Es empfiehlt sich bei diesem Band allerdings, wenigstens den vorherigen zu kennen, da die damaligen Ereignisse starke Auswirkungen auf Nora Lindes Handlungen haben. 

Der Einstieg verläuft mühelos, denn Viveca Sten versteht es hervorragend, Handlungsorte und Charaktere so zu beschreiben, dass man alles lebhaft vor Augen hat und sich dadurch ganz auf diesen mysteriösen Fall einlassen kann. Thomas Andreasson und Nora Linde stehen abwechselnd im Zentrum der Ereignisse. Außerdem gibt es Rückblicke in die Vergangenheit. Hier beobachtet man sowohl Astrid, als auch Siri, vor ihrem jeweiligen Verschwinden. Die Spannung ist deshalb von Anfang an spürbar, denn man merkt, dass beide Frauen einschneidende Erlebnisse zu verarbeiten hatten. Es ist nicht klar, von welcher Frau das gefundene Skelett stammen könnte und wer damit zu tun hat. Das kristallisiert sich erst spät heraus. Man wird allerdings zum Miträtseln angeregt und auf falsche Spuren gelockt, denn hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Dieser Cold Case hat es wirklich in sich. 

Das aktuelle Geschehen verlangt gerade Fans von Nora Linde einiges ab. Denn es ist erschütternd, zu beobachten, wie sehr sie sich verändert hat. Die traumatischen Ereignisse im Vorgängerband hat sie offenbar nicht verarbeitet und kämpft mit den Nachwirkungen. Doch wie sie damit kämpft und umgeht, ist für Fans nur schwer zu ertragen. Man weiß nicht, ob man Mitleid mit ihr haben soll oder sie einfach wütend schütteln sollte. Denn sie ermittelt auf eigene Faust und bringt nicht nur sich in Gefahr, sondern auch ihren Jugendfreund Thomas in arge Erklärungsnot. 

Der Fall selbst ist äußerst spannend und gut durchdacht. Krimifans dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. Denn erst ganz zum Schluss verknüpfen sich alle Handlungsfäden schlüssig miteinander. Dadurch wirkt der Ausgang kaum vorhersehbar. 

Ein spannender Schären-Krimi, der Fans von Nora Linde einiges abverlangt. Man kann nur hoffen, dass sie im nächsten Band wieder zu ihrer alten Form zurückfindet.