Rezension

Damals in Paris – die große Zeit der Metropole glänzend erzählt.

An den Ufern der Seine - Agnès Poirier

An den Ufern der Seine
von Agnès Poirier

Bewertet mit 5 Sternen

Spielplatz Europa. Paris, Passion, Pastis. Leidenschaft und bewegende Schicksale in der dramatischsten Epoche des 20. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund weltgeschichtlicher Verwerfungen erlebte Paris eine kulturelle Epoche, deren Errungenschaften unser Dasein bis heute prägen.  "An den Ufern der Seine" erzählt von Menschen, die zwischen 1905 und 1930 geboren wurden und zwischen 1940 und 1950 in Paris lebten, liebten, sich amüsierten, stritten und entfalteten, und deren intellektuelles und künstlerisches Schaffen noch heute unser Denken und unsere Lebensweise, ja selbst die Art, wie wir uns kleiden, beeinflusst. Nach den Schrecken des Kriegs, der sie geprägt und geformt hatte, war Paris der Ort, wo die originellsten Stimmen jener Zeit eine eigenständige Alternative zu den kapitalistischen und kommunistischen Lebens-, Kunst- und Politikentwürfen suchten – einen dritten Weg. Im besetzten und im befreiten Paris trafen sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg die kreativsten Köpfe, die originellsten Stimmen und die leidenschaftlichsten Selbstdarsteller ihrer Generation. Sie brachen mit dem kapitalistischen System und errichteten eine antibürgerliche Gegenwelt. Bei Absinth, Pastis und Ersatzkaffee mit Sacharin fragten sie sich im Café de Flore: Wer bin ich? Wie können wir überleben? Schon die ausführliche Leseprobe zu "An den Ufern der Seine" erzählt von ihrem Zusammenwirken, das ihr Leben veränderte, und untersucht das fruchtbare Zusammenspiel von Kunst, Literatur, Theater, Anthropologie, Philosophie, Politik und Kino im Paris der Nachkriegszeit. Ein unvergleichlich inspirierendes Porträt einer ganzen Epoche, deren Errungenschaften unser Dasein und Lebensgefühl bis heute revolutionieren. Mit großer Sachkenntnis und Charme erzählt Agnès Poirier über das Leben, politische Ansichten, das zum Teil radikale Schaffen von Ikonen wie de Beauvoir, Sartre, Giacometti und Picasso und von den menschlichen Dramen, die die Entstehung großer Werke der Kunst und Literatur begleiteten. Bevölkert sie mit Figuren, die anziehen, bezaubern, berühren, beflügeln - zum immer Weiterlesen. So gelingt ihr das komplexe Porträt einer Generation, die "unterschwelligen", "unausgeprochenen" Dinge beim Namen zu nennen und die Wirkung bis heute deutlich zu machen. Dieses Buch zieht von der ersten Seite an in den Bann und das große Kino im Kopf beginnt… Der Roman ist sehr spannend und fesselnd. Zum Abtauchen in andere Welten bestens geeignet! Eine unterhaltsam geschriebene Geschichte, perfekte Schlechtwetter-Lektüre. Und: Paris ist immer eine Reise wert.