Rezension

Das Böse ist immer und überall

Der Totenarzt -

Der Totenarzt
von Chris Carter

Bewertet mit 5 Sternen

Dies ist bereits der 13. Fall für Hunter und Garcia. Einleitend erfahren wir, dass diese Geschichte durch wahre Begebenheiten inspiriert wurde. Aber dann ist man schon mittendrin. Der Autor hält sich nicht lange mit Füllpassagen oder langatmigen Erläuterungen auf.

Was zunächst wie ein Verkehrsunfall mit Todesfolge aussieht, erweist sich als ein gut getarnter Mord. Das Opfer, der 46 Jahre alte Shaun Daniels, landet durch einen Zufall in der Rechtsmedizin. Dr. Carolyn Hove entdeckt bei der Autopsie Spuren, die eine andere Todesursache vermuten lassen.

Bei einem weiteren Opfer spielt ebenfalls Kommissar Zufall eine Rolle. Der 38 Jahre alte Terry Wilford ist allem Anschein nach von einer Brücke in den Tod gesprungen. Das Opfer landet im Sektionssaal zur Leichenbeschau, die zu Übungszwecken von Studenten durchgeführt wird. Bei diesem Opfer werden Spuren von Misshandlungen und Folter entdeckt, die ebenfalls nicht auf einen Suizid hinweisen.

Bei beiden Opfern gibt es Parallelen. Sie leben allein und haben kaum soziale Kontakte. Bei den weiteren Ermittlungen stellt sich heraus, dass sie nicht immer Einzelgänger waren und eine dunkle Vergangenheit aufweisen. Könnte das ein Schlüssel für die Taten sein?

Das ruft das LAPD auf den Plan. Die Detectives Robert Hunter und Carlos Garcia gehören der Spezialeinheit UV-Unit (Special Victims Unit) des Raub- und Morddezernats beim LAPD an. Sie befassen sich mit außergewöhnlichen Mordfällen. Sie sind ein eingespieltes und perfektes Team, was auch ihre Vorgesetzte Captain Blake zu schätzen weiß. Genau genommen, besteht dieses Team nur aus Hunter und Garcia.

Hunter besitzt eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe. Garcia stellt bei Zeugenbefragungen und Verhören von Verdächtigen meistens die Fragen und Hunter hört lediglich zu, um aus den Antworten die richtigen Schlüsse zu ziehen. Auch in brenzligen oder fast aussichtslosen Situationen legt Carter seinen Protagonisten coole Sprüche und humorvolle Dialoge in den Mund. Das mildert die Grausamkeit zumindest etwas ab. Das hat mir gefallen und beide Detectives waren mir von Anfang an sympathisch.

Zunächst jagen sie einem Phantom hinterher und es fällt schwer, die richtigen Ansätze zu finden. Fragen über Fragen tauchen auf. Warum tötet der Mörder auf diese Weise – ist er traumatisiert? Gibt es noch weitere Opfer, die in dieses Schema passen? Handelt es sich um einen psychopathischen Arzt oder hat er zumindest medizinische Kenntnisse? Sucht er seine Opfer wahllos aus oder nach bestimmten Kriterien? Gibt es etwas in seiner Vergangenheit, das ihn verfolgt und antreibt?

Wie abgrundtief böse muss ein Mensch sein, um solche Taten auszuführen. Aber der Täter ist auch gerissen, sonst würde er die Morde nicht als Suizid tarnen, um unerkannt zu bleiben.

Der Grund, warum er die Morde als Suizide darstellt, ist bei genauerer Betrachtung simpel. Leichen mit offensichtlichen Todesursachen wie z.B. Verkehrsunfällen oder Suiziden wandern in der Obduktionsliste ganz nach unten. Sie genießen keine Priorität, denn die Todesursache steht offensichtlich fest. Und landen sie bei Studierenden der forensischen Fakultät, wird bei der Autopsie meistens nur die vordergründige Todesursache erkannt.

Fazit:

Wie eingangs der Rezension bereits erwähnt, ist die Geschichte an wahre Begebenheiten angelehnt, wenn die Erzählung auch fiktiv ist. Erfahrungen aus seinem forensischen Psychologiestudium lässt Carter gekonnt einfließen.
Der Schreibstil ist flüssig, Cliffhanger an den Kapitelenden halten die Spannung auf einem hohen Niveau. Das Setting ist zu keinem Zeitpunkt langatmig. Man fiebert mit, damit diese abscheulichen Taten endlich aufgeklärt werden und ist auf die Auflösung gespannt.
Die grafische Gestaltung des Covers ähnelt in seiner Aufmachung den meisten anderen Bänden aus dieser Reihe, aber ich kann keine Assoziation zum Inhalt herstellen. Das hat aber nicht meine Bewertung beeinflusst, es ist eine reine Feststellung meinerseits.
Dieses Buch kann ich ohne Übertreibung als Pageturner weiterempfehlen. Deshalb gibt es von mir fünf Sterne.