Rezension

Der Auftaktband über den kauzigen Kommissar aus dem Allgäu

Milchgeld - Volker Klüpfel, Michael Kobr

Milchgeld
von Volker Klüpfel Michael Kobr

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kluftinger ist schon eine ganz eigene Marke: Im ganzen Buch wird an keiner Stelle sein Vorname erwähnt und in dem Moment indem er sich mit ihm vorstellen müsste, kommt er durch eine geschickte Fügung noch einmal herum. Aberwitzig ist dann jedoch folgende Szene mit einem Anwalt:

“‘Dr. Wolf’, stellte er sich vor und machte sich dadurch, dass er statt seines Vornamens seinen Titel genannt hatte, in Kluftingers Augen sofort lächerlich.”

Ich bin in die Kluftinger-Serie mit Fall Nummer fünf Rauhnacht eingestiegen und war von diesem Band absolut begeistert – vor allem wegen des extrm kauzigen Kommissars und dem herrlichen Humor. Ich habe auch seit dem bei keinem anderen Buch so sehr gelacht wie bei Rauhnacht. So wollte ich natürlich mehr davon und habe nun ganz traditionell bei Fall eins angefangen zu lesen und hatte dabei jedoch sehr hohe Erwartungen.
Milchgeld ist wie die gesamte Kluftinger-Reihe eindeutig ein Regionalkrimi, angesiedelt im schönen Allgäu. Da ich einer von den im Buch desöfteren angesprochenen Touristen bin, finde ich gerade diese Sorte Regionalkrimi besonders intressant. Ich habe auch schon mehere verschiedene Autoren (an-)gelesen, doch die Allgäu-Krimis dieses Duos hier haben mir bisher am besten gefallen: Schöne Landschaftsbeschreibungen samt Wetterphänomenen, Tingelei mit dem Auto durch die Landschaft, Mundart in einem super abgemessenen Umfang und auch die Einwohner, die der Kommissar in seinen Ermittlungen zu Rate zieht sind alle sehr urig. In den Beschreibungen des Duos wird das Allgäu und die letzten Urlaubserinnerungen lebending. So haben die Krimis noch mehr als die übliche Spannung zu bieten.
Was den Humor angeht, ist Milchgeld ein echtes Highlight. Kluftinger schafft es stets durch seine Art oder seine Tolpatschigkeit die lustigsten Szenen heraufzubeschwören. Auch die Zusammentreffen mit dem wunderbar nervig dargestellten Doktor Langhammer steuern ihr Übriges dazu bei. Langhammer ist der Hausarzt in Altusried, Kluftingers Heimatstadt und ist zudem der Ehemann der besten Freundin von Kluftingers Ehefrau Erika. Ebenfalls trägt die Stimmung im Kollgenkreis des Kommissars zur Stimmung bei. Dennoch muss ich sagen, dass Rauhnacht was den Humor angeht, doch noch ein kleines bisschen besser war: Die Szene am Frühstücksbüffet und die Unterhaltung mit seinem Kollegen via und über Internet sind einfach nicht zu toppen.
Die Story des Falls ist geschickt gestrickt, so dass ich als Leser nicht vorschnell auf die Lösung kam und den Mörder enttarnen konnte. Dazu trägt vor allem auch der Schreibstil des Duos bei: Die Kluftinger-Krimis sind allesamt aus Kluftingers Perspektive geschrieben und so erlebt der Leser all das hautnah mit, was der Kommissar erlebt. Ganz selten springt die Perspektive zu anderen Protagonisten, was in dieser Dosierung der Spannung sehr zuträglich ist. Wie ich schon erwähnte ist die Mundart ebenfalls wohl dosiert, so dass auch Leser, die wie ich aus dem hohen Norden kommen, dem Geschehen nicht nur gut folgen können, sondern auch nicht davon genervt sind.

Fazit: Milchgeld enthält alles was einen guten Regionalkrimi ausmacht: Humor, Spannung, Lokalkolorit und einen Kommissar, der durch seine Art und Kauzigkeit die Leserschaft sicher polarisiert, mir jedoch ausgesprochen gut gefällt. Die anderen Bände warten bereits!