Rezension

Der persönlichste Fall für Anthony Horowitz

Mord stand nicht im Drehbuch -

Mord stand nicht im Drehbuch
von Anthony Horowitz

Bewertet mit 5 Sternen

Ein weiterer rundum gelungener Band dieser sehr unterhaltsamen und empfehlenswerten Reihe! Gerne mehr!

„Obwohl alles, was mir bei den ersten drei Büchern passiert ist, schon schrecklich genug war, standen mir jetzt noch weitaus schlimmere Dinge bevor.“ (S. 17)

 

Meine Meinung:

Dies ist schon der vierte „Hawthorne ermittelt“-Band, aber er lässt sich auch problemlos ohne Kenntnis der ersten drei Bände lesen. Bestach der Vorgängerband noch durch die beschauliche und außergewöhnliche Kulisse der kleinen Kanalinsel Alderney, nimmt uns Anthony Horowitz diesmal mit in den nicht minder faszinierenden Mikrokosmos des Theaters. Sein Theaterstück „Mindgames“ wird erstmals in London aufgeführt, doch noch in der Premierennacht erscheint eine vernichtende, ja schon beleidigende Kritik der berüchtigten Theaterkritikerin Harriet Throsby. Keine 24 Stunden später wird sie in ihrem Haus erstochen aufgefunden und alle Indizien deuten auf Anthony…

 

Mit einem überschaubaren „Ensemble“ an potenziellen Verdächtigen, allesamt ausgefeilte und sehr eigene Charaktere, und einem anscheinend sehr eindeutigen Fall präsentiert uns Anthony Horowitz ein einmal mehr sehr gelungenes who-dun-it-Set-Up, durch das sich Hawthorne & Horowitz durchermitteln müssen. Dieses Ermittlerduo liebe ich inzwischen: den ehemaligen Polizisten Hawthorne, verschlossen, geheimnisvoll und blitzgescheit, und seinen Sidekick „Sportsfreund Tony“, Autor Anthony Horowitz himself, der sich augenzwinkernd selbst die Rolle des weitgehend ahnungslosen und treu hinterherdackelnden Ermittlungsgehilfen angedichtet hat. Dass er diesmal selbst in den Fokus der Ermittlungen rückt, macht das Ganze natürlich umso spannender.

 

Sehr gut gefallen haben mir an diesem Fall nicht nur der Schauplatz im Theater und die gewohnt spitz gezeichneten Charaktere, sondern auch, dass sich der Fall an sich als viel tiefgründiger erweist, als am Beginn zu erkennen war. Das sorgte sowohl für Neugier beim Lesen als auch immer wieder für Überraschungen und die Einladung an die Leserschaft, sich eigene Gedanken und Theorien zum Tathergang zu machen. Ausschnitte aus seinem Theaterstück „Mindgames“ (das es wirklich gibt!), die verhängnisvolle Rezension und ein Auszug aus einem weiteren, fiktiven Buch sorgen dabei für weitere Abwechslung. Kleine, feine Schnipsel für die Ermittlungsarbeit.

 

Last but not least möchte ich noch erwähnen, dass ich einmal mehr großen Lesespaß mit Horowitz´ Schreibstil hatte. Es gefällt mir einfach, wenn Autoren auch mal außergewöhnlichere Worte wie z.B. pueril, prätentiös oder auch indigniert einstreuen. Und allein wie Horowitz seine Charaktere beschreibt, ist immer wieder lesenswert, wie z.B. im Fall des undynamischen Polizistenduos DI Cara Grunshaw und DC Derek Mills: „Sie sahen aus wie zwei Hyänen, die über einen frischen Kadaver gestolpert sind“. (S. 62).

 

FAZIT:

Ein weiterer rundum gelungener Band dieser sehr unterhaltsamen und empfehlenswerten Reihe! Gerne mehr!