Rezension

Die 13. Frau

In eisiger Nacht - Tony Parsons

In eisiger Nacht
von Tony Parsons

Bewertet mit 5 Sternen

Zwölf junge Frauen aus verschiedenen Ländern werden in einem Kühllaster nach England geschleust. Der Laster wird mitten in der Nacht im Londoner Stadtteil Chinatown abgestellt, die Fahrer flüchten, während die Frauen qualvoll im verschlossenen Laderaum erfrieren. Die Polizei und mit ihnen Detective Max Wolfe und seine Kollegin Eddie Wren werden von einem Chinesen alarmiert, der den Laster entdeckt hat. Im Handschuhfach des Lasters werden 13 Pässe gefunden, eine Frau fehlt also. Max und Eddie machen sich auf Spurensuche nach der fehlenden Frau und den Verantwortlichen hinter diesem Menschenschmuggel. Dabei geraten sie zwischen die Fronten der chinesischen Mafia und alten englischen Bandenchefs, die jeder für sich etwas zu verbergen haben. Werden sie die fehlende Frau finden? Und wer steckt hinter diesem Menschenhandel im großen Stil?

Tony Parsons hat mit seinem Buch „In eisiger Nacht“ den vierten Band um Detective Max Wolfe und sein Team vorgelegt, der den Vorgängern in Spannung und Nervenkitzel in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt ab der ersten Seite, der Prolog ist schon so spannungsgeladen, dass der Leser regelrecht in die Handlung hineingesogen wird und das Buch kaum aus der Hand legen kann. Der Autor weiß sehr geschickt die Situationen zu beschreiben; ohne zu sehr ins Detail zu gehen, regt er die Phantasie des Lesers an und projiziert Bilder, die man nicht so leicht aus dem Kopf bekommt. Das Thema des Romans ist topaktuell, geht es doch um Schlepperei, Menschenschmuggel und das Ausnutzen von verzweifelten Menschen, die sich eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien erhoffen, dabei allerdings gnadenlos betrogen und misshandelt werden, wobei ihnen auch noch das letzte Fetzchen Würde aberkannt wird. Die Beschreibung der Zustände im Flüchtlingslager in Frankreich nahe der englischen Tunneldurchfahrt, welches jedem aus der Presse bekannt ist, macht einen regelrecht sprachlos.

Die Charaktere sind sehr lebendig und individuell angelegt, sie wirken authentisch und sehr real. Max Wolfe ist ein alleinerziehender Vater, der sich liebevoll um Tochter und Hund Stan kümmert. Sie legen seine sensible Seite offen, die ihm in seinem Beruf oft genug abhandenkommt. Dabei ist er ein hilfsbereiter Mensch, dem das Schicksal anderer nicht gleichgültig ist. Max versucht immer wieder, auch Schurken durch einen geradezu freundschaftlichen Ton zum Reden zu bringen. Eddie Wren ist da etwas anders gestrickt. Obwohl sie noch eine junge Frau ist mit einem Verhältnis zu einem verheirateten Mann, wirkt sie viel härter als Max. Sie scheut sich nicht, sich einer Horde Männern entgegen zu stellen nur mit einem Taser in der Hand. Gleichzeitig besitzt auch sie ein mitfühlendes Herz, wenn es angebracht ist und vertraut Max‘ Intuition, auch wenn sie vielleicht anderer Meinung ist. Whitcomb ist die Chefin von Max und in ihren Entscheidungen knallhart und ohne jegliches Mitgefühl. Sie wirkt oft wie ein Roboter, duldet keinen Widerspruch und schickt, ohne mit der Wimper zu zucken, eigene Leute in nahezu aussichtslose Situationen. Man könnte sie für herzlos halten, dabei hat sie selbst ein ziemlich großes privates Päckchen zu tragen.

„In eisiger Nacht“ ist ein spannungsgeladener und intelligent gemachter Thriller, der, einmal begonnen, süchtig macht und den man nicht mehr beenden kann, bis das Ende erreicht ist. Tony Parsons weiß, wie man aktuelle Themen verwertet und wie er mit seinen Lesern spielen kann. Absolute Leseempfehlung für einen Thriller der Extraklasse!