Rezension

Die Enkelin

Die Enkelin -

Die Enkelin
von Bernhard Schlink

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

„Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, welchen Preis sie dafür bezahlt hat. Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land – und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht. Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie.“

 

Ich muss gestehen, dass ich nach „Olga“ von Bernhard Schlink etwas müde war, etwas von diesem Autor zu lesen. „Die Enkelin“ aber wiederum lies mich erwachen, denn diese Geschichte hat es so dick und stramm hinter den Worten, dass man gar nicht anders kann, als begeistert zu sein. Die Analyse einerseits der Charaktere aber eben auch der damaligen politischen Lage/Zeit ist Schlink bravourös gelungen. Er spricht aus tiefer Seele zu seinen Lesern, er bleibt offen und direkt, verdreht nichts, fügt nichts sinnloses als Lückenfüller hinzu. Er bleibt immer auf dem Punkt. Die emotionale Geschichte rund um Birgit sitzt beim Leser tief, egal ob wir ihr Handeln nachvollziehen können oder nicht - sie ist eine verfluchte Seele, dank des Alkohols…Teufelszeug. Das Treffen mit ihrer Tochter und Kaspar hat etwas kaltes, etwas unnahbares aber dennoch spannendes mit sich. Hier hatte ich mal wieder so einige Parts zwei Mal gelesen. Das liegt nicht daran weil ich sie nicht verstanden habe, sondern weil mal wieder hier das lesen zwischen den Zeilen Sinn macht. Hier gilt: der aufmerksame Leser wird belohnt. Als dann das Buch auch seinem Titel gerecht wird und die Enkelin ins Spiel kommt, genau wie das Thema Nationalsozialismus, Rassismus…erleben wir Leser eine besondere Wendung . Schlink benutzt nicht immer vieler Worte und lässt einige Parts der Figuren eher an der Oberfläche - ich finde das äußerst gelungen, denn dadurch kann sich jeder selbst durch die eigene Fantasie jagen. 

Nach beenden des Buches tauchen so viele Fragen auf und man fragt sich, warum Kaspar sich so ruhig verhalten hat gegenüber seiner Enkelin….War es das erstaunen darüber? War es Sprachlosigkeit über dieses Bild? War es die Erkenntnis, dass das Thema Nationalsozialismus noch lange nicht ruht? 

Ein äußerst gelungener Roman mit besonderer Tiefe - 5 von 5 Sterne!