Rezension

Die Geister, die ich rief

Mädchen aus dem Moor - S. K. Tremayne

Mädchen aus dem Moor
von S. K. Tremayne

Bewertet mit 4 Sternen

Kaths Leben scheint sich an den Rändern aufzulösen. Sie soll Selbstmord begangen haben, kann sich aber an nichts mehr erinnern. Doch eines weiß Kath: sie würde ihre Tochter Lyla niemals im Stich lassen. Wie soll sie herausfinden, was passiert ist? Warum verhalten sich ihr Bruder und ihr Mann merkwürdig, sobald die Sprache auf „das Ereignis“ fällt? Kath bleibt nichts anderes übrig, als das Puzzle selbst zu lösen – und zu hoffen, dass sie sich nicht in Gefahr begibt.

Die Charaktere sind authentisch gezeichnet. Kath als besorgte Mutter, die ihre Tochter schützen möchte. Vor den Gefahren des Moors, vor den Menschen, die sie nicht verstehen. Ihr Mann Adam, schweigsam und nachdenklich. Je weiter Kath die Ereignisse entwirren kann, desto distanzierter verhält sich Adam. Doch warum? Langsam beschleicht sie das Gefühl, niemandem mehr vertrauen zu können. Auch Kaths Bruder Dan übt sich in Zurückhaltung, während seine Frau Tess die einzige Freundin zu sein scheint, die Kath hat. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen, und die Fäden scheinen in der schicksalhaften Nacht, in der Kath den Unfall hatte, zusammenzulaufen. Besonders Tess merkt irgendwann, dass die Rekonstruktion der Ereignisse auch Auswirkungen auf ihre eigene Familie hat.

Der Schreibstil war packend und trotzdem angenehm. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen, nicht nur wegen der Story, sondern weil die Seiten unbemerkt geflogen sind. Durch die Beschreibungen des winterlichen und nebligen Dartmoors wird eine gruselige Atmosphäre aufgebaut, die Kaths Verwirrungen nochmal toll unterstützen. Hat sie sich einen Schatten eingebildet oder war das echt? Dass dieses Moor-Klischee nicht überstrapaziert wird, ist ein weiterer Pluspunkt.

Von S. K. Tremayne habe ich bereits die ersten beiden Bücher gelesen. Sie waren okay. Also bin ich gespannt, aber nicht mit allzu hohen Erwartungen an diese Story gegangen. Und sie hat mich mitgerissen. Im Gegensatz zu den vorherigen Büchern waren die Bedrohungen und Ängste der Protagonistin Kathy hier greifbar. Das hat die Story einen Ticken spannender gemacht. Dazu noch