Rezension

Die Geschichte geht ans Herz

Die Geheimnisse meiner Mutter - Jessie Burton

Die Geheimnisse meiner Mutter
von Jessie Burton

Bewertet mit 5 Sternen

Wie geht man damit um, wenn einen die eigene Mutter als Baby verlassen hat und man nicht einmal weiß, warum? Das ist irgendwie die zentrale Frage, die in "Die Geheimnisse meiner Mutter" thematisiert wird.

 

Die beiden Protagonisten der Geschichte sind Elise (die Mutter) und Rose (die Tochter). Die Kapitel, in denen beide vorkommen, sind zwar relativ wenige, aber das heißt nicht, dass die Geschichte der einen nichts mit der der anderen zu tun hat. Mir jedenfalls hat die Geschichte beim Lesen fast das Herz gebrochen.

 

Da ist zum einen Elise, die irgendwie so dahintreibt, hin- und hergerissen zwischen Neid, Missgunst, der Angst, verlassen zu werden und impulsiven Reaktionen. Und da ist Rose, die sich in einem Leben eingerichtet hat, dass sie nicht besonders glücklich macht, aber das sie wenigstens gewohnt ist. Bis sie durch ihren Vater erfährt, dass der letzte Mensch, der ihre Mutter wohl gesehen hat, bevor diese verschwand, die Schriftstellerin Constance Holden war. Und so macht sich Rose erst einmal auf die Suche nach Constance, in der Hoffnung, dass diese ihr die Geheimnisse rund um das Verschwinden ihrer Mutter eröffnen kann.

 

Meine Meinung

 

Die Geschichte ist definitiv komplex. Erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, wie unterschiedlich die einzelnen Personen dargestellt werden, je nachdem, in welcher Zeitenebene man als Leser den einzelnen Personen begegnet. So war mir Matt in der Zeitlinie von Elise zuerst nicht sonderlich sympathisch, mit der Zeit aber bin ich mit ihm warm geworden. Elise war für mich von Anfang an eine schwierige Persönlichkeit - ihr Verhalten war zum Teil gedankenlos, zum Teil auch einfach mit unrealistischen Erwartungen verbunden, manchmal beinahe grausam. Rose hingegen ist meiner Meinung nach innerhalb der Geschichte gewachsen, an ihren Herausforderungen, an tragischen Entscheidungen, an der Auseinandersetzung mit Fragen zu ihrem eigenen Leben.

 

Auch wenn das Cover den Leser vielleicht eher an ein Schwimmbad oder den Strand denken lässt und diese Assoziation definitiv mit der Geschichte zu tun hat, handelt es sich hier nicht um leichte Sommerlektüre - sondern um eine Geschichte, die nachdenklich macht und zu weiten Teilen einen melancholischen Ton anschlägt. Sie ist großartig erzählt, reißt einen mit und fesselt bis zum Ende. Daher vergebe ich auch fünf von fünf Sternen und empfehle das Buch gerne weiter!