Rezension

Die Rückkehr von Stephen King nach Castle Rock mit dem Problem stetiger Gewichtsabnahme

Erhebung - Stephen King

Erhebung
von Stephen King

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nora hatte dort hinziehen wollen, und er hatte Nora wollen. Jetzt war sie in Arizona, und er hatte ein Haus an der Backe, das schon für sie beide zu groß gewesen war. Und für den Kater namens Bill natürlich. Er hatte den Eindruck, dass es ihr schwerer gefallen war, den zu verlassen als ihn. (...Wahres aus dem Leben...)

Inhalt:
Der Marketingdesigner Scott Carey hat ein sehr ungewöhnliches Problem: ohne dass sich sein Körper auch nur ein bisschen verändert, nimmt der alleinlebende Mann stetig ab. Es macht sogar keinen Unterschied, ob er mit oder ohne Kleidung auf der Waage steht - diese zeigt immer dasselbe an. Er wendet sich damit an seinen ehemaligen Hausarzt Dr. Bob Ellis, der mit diesem Phänomen allerdings auch überfordert ist. So kommt Scott sein anderes Problem; dass die Hunde des lesbischen Paares Ms. Deidre McComb und Ms. Missy Donaldson immer in seinen Garten ihr Geschäft machen, nur zweitrangig vor. Trotzdem nimmt er sich dessen an und erfährt so, dass die beiden Frauen, die in Castle Rock ein Restaurant eröffnet hatten, ihre Schwierigkeiten haben, Kundschaft zu bekommen, eben weil sie lesbisch sind. Für Scott eine Sache, die er hinterwäldlerisch findet. Doch wie kann er den Damen helfen, die scheinbar eine große Abneigung gegen den Nachbarn haben?

Meinung:
Es geht zurück nach Castle Rock - zumindest für eine kurze Zeit. Der amerikanische Autor Stephen King besann sich erneut seiner fiktiven Kleinstadt, in der schon so viele unheimliche wie gefährliche Dinge geschehen waren, die allesamt aus seiner Feder stammen und den Fan so natürlich in gewisser Art und Weise dort heimisch werden lässt. Der Leser seiner Romane wird natürlich auch die Veränderung seines Schreibstils über die Jahrzehnte aufgefallen sein; besonders wenn man wie ich derzeit seine alten Romane nochmals liest. Immer noch rutschen mystische und unerklärliche Dinge in seine Geschichten; welche immer noch den blanken Horror darstellen können. Seine Figuren sowie die Handlungen haben mittlerweile einen noch tiefgründigeren Background. Das wird in der kurzen Novelle 'Erhebung' vollkommen deutlich. Die wenigen Charaktere sind sehr detailliert beschrieben und man kann sich wunderbar in deren Lage versetzen. Die wundersame Leichtigkeit des Scott bildet die Basis des Mysteriösen und ist wie vorneweg erklärt eine Hommage an den verstorbenen Autor Richard Matheson - und unverkennbar zu dessen Werk 'Die unglaubliche Geschichte des Mister C.', in dem die Hauptfigur stetig schrumpft. Bei King wird sie nun unaufhörlich leichter. So verweilt der Leser einige Zeit erneut in Castle Rock und kann sich über jedes einzelne Wort erfreuen. Die Geschichte ist teils schockierend, teils anrührend - King trifft einfach den Puls der Zeit. Meinend wegen hätte die Story noch länger gehen können; allerdings wurde das dem 'Meister des Horror' wie er einst genannt wurde, nicht selten vorgeworfen: zu lang, zu ausufernd - King kann auch anders, wie er mit diesem im Jahre 2018 erschienene Buch beweist!

Fazit:
Ein wenig Unwahrscheinliches, eine Menge Gefühl und Lebensweisheit bringt der etwas ungewohnter Stephen King Roman mit sich...

8,6 Sterne