Rezension

Drei Kurzgeschichten in einem Buch

Die Unannehmlichkeiten von Liebe – Die deutsche Ausgabe von „Loathe to Love You“ -

Die Unannehmlichkeiten von Liebe – Die deutsche Ausgabe von „Loathe to Love You“
von Ali Hazelwood

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem Hype um Hazelwood dachte ich mir: Okay, da scheint wirklich jemand intellektuelle Liebesromane zu schreiben. Innovativ. Ein Versuch wert. Also starte ich mit dieser Kurzgeschichte und bleibe am Ende verwirrt.

Der Roman beginnt im Prolog damit, dass sie auf ihren eigentlich gedachten Erzfeind steht, der für eine fossile Brennstofffirma als Anwalt arbeitet. Dabei steht sie mit ihrer Ideologie voll auf Umweltschutz. Passt nicht, dennoch mag sie ihn? Wie kommt das zustande? Kapitel 1 beginnt dann zu erzählen, wie sie sich kennengelernt haben. Es geht somit 6 Monate zurück, kapitelweise immer um 2 Wochen etwa in die Zukunft, bis sie im Prolog landen. Allein, dass die Kapitel immer so abgehackt werden, wirkte der Roman für mich nicht flüssig. Es passiert etwas und nach zwei Wochen wird das nicht mehr erwähnt. Auch der Stil "Vor 6 Monaten", "vor 5,5 Monaten", "vor 5 Monaten" als Titel war nervig. April, Mai, Juni etc. wären da viel schöner gewesen. 

Die große Liebe der beiden konnte ich zudem auch nicht spüren. Sie waren einfach ein austauschbares Paar, das viel Zeit miteinander in einem Haus verbracht hat und daher irgendwann aufgrund ihrer Hotness einfach nur scharf aufeinander wurden. Sie klangen für mich eher wie gelangweilt und ausgehungert als verliebt. 

Meine größte Enttäuschung war aber mit Abstand, dass Hazelwood so für ihre intellektuellen weiblichen Charaktere gelobt wird. Das konnte ich in diesem Werk aber nun gar nicht herauslesen. Mara, Umweltingenieurin, die beim Chinesen Massen an Takeaway bestellt, Sticker am Koffer hat, konventionelles Shampoo benutzt, sich die Nägel lackiert und die Heizung auf Dauer 25 Grad stellt? In so einem großen Haus mit nur einem Mann wohnt, Episoden vom Bachelor (niveauloser geht es nicht) auf Repeat sieht? All das passt nicht zu ihrer Überzeugung, die sie allerdings auch nur am Anfang mal kurz erwähnt und dann wird das Thema Umwelt auch recht schnell unter den Teppich gekehrt. Sie agiert gar nicht, wie ich es mir von einer gebildeten Umweltaktivistin vorgestellt habe. Ich hatte mich auf interessante und innovative Ideen gefreut, die sie in ihrem Job voranbringt und damit einen wirklichen positiven Einfluss auf die Umwelt hat. Da war aber gar nichts dazu! Nada! Niente! Der wissenschaftliche Aspekt hat mir hier komplett gefehlt. Es gibt keine intellektuellen Gespräche rund um Forschung etc. Und das ist dann ein Hype geworden? Warum? Mara hätte genauso gut Schuhe für Manolo Blahnik entwerfen können. Es hätte nichts am Roman verändert. 

Ach ja, und zu ihren weiteren nervigen Angewohnheiten gehörte auch, dass sie als 30-Jährige nur Disneysongs hört. Frozen kam lange nach ihrer Kindheit auf den Markt. Welche 22-Jährige hat sich das angesehen und war davon im Erwachsenenalter begeistert? Das ist ein Kinderfilm! Absolut an den Haaren herbeigezogen oder eine nicht ganz dichte 30-Jährige.

2 Sterne für Geschichte 1.

Die nächste Geschichte ist sehr ähnlich zur ersten Geschichte Under one roof. Die Protagonistin Mara ist Ingenieurin, die abergläubig ist. 

Sprachlich ist auch hier kein hohes Niveau zu erwarten, was mich erneut etwas irritiert und enttäuscht hat. Meine Erwartungen an den Hype um Hazelwood waren anscheinend einfach absolut anders. 

Die Handlung spielt sich in 3 Wochen ab, wobei nur der erste Tag und der letzte wichtig sind. Der erste, an dem sie sich kennenlernen, dann ghosten sie sich quasi 3 Wochen und versöhnen sich. Das wurde aber mit dem Stilmittel, indem diese beiden Tage immer kapitelweise abwechselnd erzählt wurden, spannend gehalten. 

Mara ist mir aber zu kindisch geraten. Sie ist 30 und streckt noch ihre Zunge heraus und hat einen Doktor? Da sollte sie ja mit Worten besser umgehen können und einen Mann viel schlagfertiger zerreißen können statt ein Werkzeug einer 3-Jährigen zu verwenden. 

Ansonsten wiederholt sich meine Kritik bei dieser Geschichte erneut. Sie ist Wissenschaftlerin und will durch ihren Job der Umwelt zugute kommen und der Hauptpunkt ist erneut, dass sie ihren Erzfeind heiß findet. Der Unterschied ist, dass die beiden hier sofort im Bett landen. Aber auch das war etwas an den Haaren herbeigezogen. Sie hat als 30-Jährige nur Erfahrung mit einem festen Freund und da passt es einfach nicht, dass sie plötzlich den Mut findet und sich sofort an ihn ranschmeißt und "den besten Sex der Welt hat" - meiner Erfahrung nach mit zögerlichen, vorsichtigen Freundinnen. 

Außerdem wird auch hier das große Problem zwischen ihnen schnell unter den Tisch gekehrt und nicht wirklich gelöst, sodass sie aber - viel wichtiger - sofort wieder "den besten Sex der Welt" wiederholen können. Yes! 

2 Sterne für Geschichte 2. 

Die dritte Geschichte hat mir am besten gefallen, da sie in meinen Augen die süßeste war. Allerdings ist mir auch hier das kindische Verhalten einer Doktorandin aufgefallen. Hazelwood hat sich viel Mühe gegeben das Äußere der Charaktere zu beschreiben, wobei alle Frauen winzige, zierliche Wissenschaftlerinnen waren und die Männer alle Schränke, aber ansonsten kaum mit inneren Charaktereigenschaften punkten konnten. Sie hatten alle kaum humorvolle Sprüche oder großen Macken. Die Macke, die hier bei Hannah aufgezählt wurde, war, dass sie keine Menschen mag und ihre besten Freundinnen sich einfach nicht von ihrer Art abschrecken ließen und sie daher quasi gezwungenermaßen mit ihnen befreundet ist. Nicht gerade nett, aber okay. Später meinte sie, dass sie generell mit spontanen und fröhlichen Menschen abhängt. Eine Introvertierte? Widersprüchlich. 

Insgesamt aber wirklich mit Abstand die beste Geschichte, da die Geschichte zwischen Hannah und Ian wirklich nachvollziehbar war und auch eine große Portion Süße beinhaltete. Sie hält Ian auf Abstand, den er ihr bereitwillig gibt, aber sie dennoch stets im Hintergrund beschützt. Das erinnerte mich ein bisschen an Harry Potter und Snape. Auch gab es hier endlich wirklich wissenschaftliche Forschung, über die geredet wurde, sodass diese Geschichte einen Wert hatte. Es ging um Codierung und Robotertechnik etc. Allerdings verstehe ich weiterhin nicht ganz, wie sie dann mit zwei Umweltwissenschaftlerinnen befreundet sein kann, wenn sie Kohlenstoffdioxid ohne Ende in die Luft verpulvert, um den Mars zu erforschen. 

3 Sterne für Geschichte 3.

Auch der große Epilog, indem die drei Männer zu Wort kamen, hat mich etwas versöhnen lassen, wobei dieser hier sehr klassisch gehalten wurde und daher ins Kitschige, (Ehe, Kind etc.) verfiel. Allerdings tauchte hier wieder etwas Wissenschaftliches (Abschluss von Geschichte 3) auf und das große Problem von Geschichte 2 wurde gelöst. 

Daher solide 3 Sterne insgesamt. Ich bin nur unsicher, ob ich die vorigen Werke von Hazelwood noch lesen werde. Ich denke, dass hier das große Manko war, dass sie nicht genug Platz hatte, um den Geschichten genug Raum für Tiefe zu geben. Hätte sie sich statt für drei Kurzgeschichten, für ganze Bände entschieden, so wäre sicherlich viel mehr daraus geworden. Hier liegt leider nicht die Würze in der Kürz