Rezension

Drogen, Sexismus und Mobbing in Zeitschleife

Death. Life. Repeat. -

Death. Life. Repeat.
von Louise Finch

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe ein bisschen gebraucht, um in diesem Jugendbuch anzukommen. Schlussendlich kann ich sagen: Eine starke Geschichte! Kraftvoll und mitreißend erzählt. Mit einer harten Thematik.

James Spencer, genannt Spence, steckt in einer Zeitschleife fest: Morgen für Morgen wacht er in seinem Auto auf dem Schulparkplatz auf und erlebt den immer gleichen schicksalhaften Freitag, der in Chaos, Schmerz und Tod endet. James versucht verzweifelt den Lauf der Dinge zu ändern. Aber welches Detail ist dabei wichtig? Wer oder was ist der Schlüssel zu seinem Dilemma? Was muss sich ändern, damit der Time-Loop-Wahnsinn endet?

Um ehrlich zu sein: Ich mochte dieses Buch anfangs nicht, was an den maximal sexistischen Dialogen lag. James ist Teil einer Jungsclique, die Mädchen wirklich ekelhaft behandeln. Sie benutzen und bewerten ihre Mitschülerinnen wie eine Ware, wie eine Sache, bei der es nur um Aussehen und Sex geht. Das liest sich dann genauso abstoßend, wie es klingt:

Worm grinste. „Du hast sie doch vorhin tanzen sehen? Total am Ende.“ „Die wird sich richtig gefickt fühlen morgen.“ „Oh, das tut sie schon heute.“ Worm lacht tief und dreckig.

Wortführer der Clique ist der reiche Anthony. Aber die andere Jungs lassen ihn gewähren und ziehen mit, sind also nicht unschuldig. So auch James, der vor einem Jahr seine Mutter bei einem Autounfall verloren hat und seine Trauer mit Alkohol betäubt. Erst als er Gefühle für die hübsche, eigenwillige Clara Hart entwickelt, löst er sich aus seiner dumpfen Resignation. Nur: Clara wird am Ende des Zeitschleifenfreitags sterben. Das kann James auf keinen Fall zulassen.

Ich bin froh, dieses Buch nicht abgebrochen zu haben, auch wenn die Charaktere zunächst mehr als unbequem sind. Aber das sollen sie auch sein. Louise Finch, die Autorin, erzählt in einem knappen, plastischen Stil von Irrwegen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, die sich umso leichter auftun, wenn man in einen schlechten Freundeskreis gerät. Themen wie toxische Männlichkeit, Mobbing, sexueller Missbrauch und Drogen vereint sie zu einer spannenden Coming-of-Age-Story. Zwar erlebt Spencer den immer gleichen Tag, aber durch sein Eingreifen nehmen wir verschiedene Blickwinkel ein, sehen Möglichkeiten und Varianten im Ablauf, so dass es nie langweilig wird. Dabei lernen nicht nur wir James Spencer immer besser kennen, sondern er sich auch selbst.

Vielleicht hätte James einige Dinge schneller durchschauen können, vielleicht endet das Buch ein wenig zu glatt – beides kreide ich der Geschichte nicht an. Der positive Eindruck überwiegt. Punktabzug gibt es nur für die unfassbar vielen Rechtschreibfehler in meiner digitalen Ausgabe. Ich hoffe, die gedruckte Fassung wurde dahingehend noch einmal überarbeitet.

Fazit: Eine markige, aufwühlende, spannende Variante der Zeitschleifenthematik. Es fiel mir nicht ganz leicht, mich in diese Geschichte hineinzulesen, aber es lohnte sich.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 09. Oktober 2024 um 19:14

Sexismus ist ein absolutes NoGo. Egal, wie gut verpackt die Story sonst noch ist. Man macht sich mitschuldig, wenn man so einen Roman honoriert.