Rezension

Düstere Zukunftsvision

Davor und Danach - Nicky Singer

Davor und Danach
von Nicky Singer

Bewertet mit 5 Sternen

Die Zukunftsvision, die Nicky Singer in ihrem neuen Roman "Davor und Danach" entwirft, ist düster, allerdings auch vor dem Hintergrund des Klimawandels leider nicht vollkommen abwegig. Die Weltbevölkerung ist in diesem Szenario extrem angestiegen, die Südhalbkugel aufgrund von Wassermangel kaum noch zum Leben geeignet. Die Menschen fliehen vor der Dürre, vor Hunger und Elend in Richtung Norden. Die Staaten, in denen es noch genügend Trinkwasser, Lebensmittel und grundsätzlich Ressourcen gibt, schotten sich gegen die Flüchtenden ab.

Und in diesem Szenario begegnet man als Leser der 14-jährigen Mhairi, die alleine unterwegs in Richtung Norden, Richtung Heimat, Richtung Schottland ist. Und obwohl Mhairi im Vergleich zu vielen anderen in der relativ komfortablen Situation ist, über Papiere zu verfügen, wird ihr die Weiterreise immer wieder erschwert. Mal von den Gefahren und dem Grauen, das eine Flucht mit sich bringt, mal von den Behörden, die grundsätzlich jede Berechtigung für die Weiterreise und Mhairis Status als Minderjährige in Frage stellen.

Das Thema, dem sich Nicky Singer mit ihrem Roman annimmt, ist brandaktuell und geht einem beim Lesen extrem nahe. Wir erfahren die Geschichte, die Nicky Singer erzählt, aus Mhairis Perspektive, mit Mhairis Worten. Und das, was Mhairi an Grauen und Schmerz erlebt hat, beschäftigt auch noch, nachdem man das Buch zu Ende gelesen hat. Auf ihrem Weg begegnet Mhairi einigen wenigen Menschen, die so Mitgefühl und Menschlichkeit zeigen, viele andere sind gleichgültig oder gar feindselig gegenüber den Menschen, die auf der Suche nach einem Ort zum Überleben unterwegs sind. Die am meisten ausgearbeiteten Charaktere sind dabei Mhairi und der Junge, dem sie in der Wüste begegnet. Für die anderen Charaktere, z.B. Peter und Großmutter, hätte ich mir auch ein bisschen mehr an Tiefe und Informationen gewünscht. Aber das, was Nicky Singer ihren Lesern präsentiert, reicht eigentlich vollkommen aus.

Einige der Szenen, die dem Leser aus Mhairis Flucht vorgeführt werden, sind erschreckend. Andere, in denen die Bindung zwischen Mhairi und dem Jungen dargestellt wird, sind rührend. In jedem Fall kann man "Davor und Danach" nicht lesen, ohne dass man emotional von der Geschichte berührt wird.

Daher vergebe ich für dieses sehr gelungene Buch zu einem aktuellen Thema fünf Sterne und eine Leseempfehlung!