Rezension

Eher ein morastiges als ein flüssiges Land

Das flüssige Land
von Raphaela Edelbauer

Bei diesem Debüt von Raphaela Edelbauer kann man nach der Lektüre gut nachvollziehen, warum es auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis gelandet ist. Ein hohes Ansehen bei den (professionellen) Kritikern wird der Autorin gewiss sein. Für den ambitionierten (Amateur-) Leser ist es wahrscheinlich weniger befriedigend.

Der Plot dreht sich um eine theoretische Physirkerin, welche seit vielen Jahren an ihrer Habilitation schreibt, unter diesem Druck medikamentenabhängig geworden ist und nun aus der Bahn geworfen durch den plötzlichen Unfalltod der Eltern in deren Heimatort "Groß-Einland" zurückkehrt. Dieser Ort scheint in Österreich, aber auch wieder nicht dort, zu liegen. Edelbauer beschreibt eine abgeschottete Gemeinschaft, die in einer sozialistischen Dikatatur zu leben scheint. Hier werden viele Metaphern zum Umgang mit Geschichte und dem Wunsch nach Vergessen eingeflochten in die bizarre und mitunter recht surreale Handlung des Buches. Es gibt eingeschobene fiktive Stadtarchiveinträge sowie metaphysisch-physikalische Textstellen. 

Die Sprache der Autorin ist zu Beginn für den ungeübten deutschen Leser, gespickt mit österreichischem Termini, gewöhnungbedürftig. Wer sich darauf einlässt wird mit durchaus anspruchsvollen und interessanten Formulierungen, Gleichnissen und Beschreibungen belohnt. Dies ist kein Buch, was man mal eben nebenher lesen kann und sollte.

Trotz interessanter Betrachtungen zu Geschichtsvergessenheit und Verdrängung von Gräultaten wirkt das Buch mit der Zeit eher zäh als flüssig. Es werden viele interessante Thesen aufgeworfen, dann aber einfach links liegen gelassen. Nichts wird zuende diskutiert, alles angestoßen. Nach der Lektüre bleibt man ratlos zurück. Natürlich ist dies als Anregung der eigenen Gedanken in einem gewissen Maße nie schlecht. Aber eben in einem gewissen Maße.

Eindeutig ein interessantes Buch, welches mir gut gefallen, mich jedoch nicht umgehauen hat. Da hätte ich mir bei der Ankündigung mehr erwartet. Die Autroin zeigt aber definitiv ihr massives kreatives Potential, welches den Leser aber mitunter überrollt.