Rezension

Ein Eifeldorf in den Wirren der Zeit

Ginsterhöhe -

Ginsterhöhe
von Anna-Maria Caspari

Bewertet mit 4 Sternen

Der 1. Weltkrieg ist zu Ende. Die Überlebenden kehren in ihre Heimat zurück, jeder von ihnen verwundet. Unsichtbar die einen, sichtbar die anderen. Zu letzteren gehört Albert, ein Eifelbauer aus Wollseifen, dessen Gesichtshälfte durch eine Verwundung entstellt ist, die dafür sorgt, dass seine Frau auf Distanz zu ihm geht (was allerdings kaum relevant für die Handlung ist). Auch wenn das tägliche Leben schwierig und die Bestellung der Felder mangels ordentlicher Gerätschaften problematisch ist, aufgeben ist und war keine Option, weder für die Zurückgebliebenen noch für die Heimkehrer. Allmählich blüht das Dörfchen wieder auf und der Fortschritt hält Einzug. Doch mit der allmählichen Ausbreitung des Nationalsozialismus und der Einflussnahme durch dessen Unterstützer aus ihren eigenen Reihen, steht den Wollseifenern die nächste Bewährungsprobe ins Haus. Mit ungeahnten Folgen für die Menschen, das Dorf und die Region.

„Ginsterhöhe“ ist sowohl Heimatkunde als auch ein stückweit Zeitgeschichte. Anna-Maria Caspari, lebt in der Eifel und hat sich zu diesem Roman durch die wechselhafte Geschichte des Dörfchens Wollseifen inspirieren lassen, das unweit der ehemaligen NS-Schulungsstätte Vogelsang lag. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände von den Briten besetzt, die das Dorf räumen ließen, sämtliche Gebäude zerstörten und dort einen Truppenübungsplatz errichteten, der ab 1950 vom belgischen Militär bis ins Jahr 2006 als Truppenübungsplatz genutzt wurde. Auf Initiative des Fördervereins Wollseifen wurden ab diesem Zeitpunkt zahlreiche Ruinen restauriert und das Gelände zu einer Besinnungs- und Gedenkstätte auf- und ausgebaut, die für die Öffentlichkeit zugänglich und als Bodendenkmal eingetragen ist.

Verpackt in eine informative Romanhandlung (zwischen 1919 und 1949) zeigt Caspari an individuellen Schicksalen anschaulich die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen, die Anstrengungen, die die Rückkehr zur Normalität ermöglichen sollte, aber auch die verheerenden Auswirkungen, die das Erstarken des Nationalsozialismus für diese strukturschwache Region hatte.