Rezension

Ein Fall, der sich mangels Atmosphäre allerorts hätte zutragen können und bei dem es nicht nur der Toten am Fastensee an Leben fehlt!

Die Tote am Fastensee -

Die Tote am Fastensee
von Anna Johannsen

Bewertet mit 2 Sternen

Ein polizeiliches Protokoll zu lesen, wäre vermutlich ähnlich spannend!

„Die Tote am Fastensee“ ist schon der 10. Teil rund um die Inselkommissarin Lena Lorenzen, für mich aber war es das erste Buch von Anna Johannsen, das ich gelesen habe. Ich war sehr gespannt auf die Lektüre, weil ich mit großem Interesse Krimis – und auch historische Romane – lese, die an der Nord- und Ostsee, vorzugsweise in Nordfriesland spielen. Nun, meine Hoffnungen wurden, wenn ich es freundlich ausdrücke, nicht wirklich erfüllt.

Ein sehr nüchterner Schreibstil mit oft kurzen Sätzen, knappen Personen- und so gut wie keinen Landschaftsbeschreibungen hat mich bei diesem Buch seit langem mal wieder überlegen lassen, ob ich das Lesen abbreche. Weil ich aber schon einen Verdacht hatte und wissen wollte, ob sich dieser bestätigen wird, habe ich mich gezwungen, weiterzulesen.

Der Plot besteht vorwiegend aus Dialogen, Befragungen und Gesprächen, in denen die Teilnehmer sich zudem häufig wiederholen und im Kreise drehen, so dass die zähen Ermittlungen stocken, nächste Schritte nicht getan, nötige Schlussfolgerungen erst spät getroffen und notwendige Konsequenzen nur mühsam gezogen werden. 

Die Geschichte, die ich nicht als Krimi bezeichnen würde, lässt jegliche Atmosphäre vermissen. Sie liest sich wie eine Aneinanderreihung von Gesprächen und Überlegungen sowie Fahrten zwischen Fehmarn und Schleswig oder Husum etc. und wieder zurück und wieder hin und wieder zurück…und wird nur an einer Stelle von einem spannenden Moment etwas belebt. 

Als störend habe ich beispielsweise auch empfunden, dass sich Formulierungen in stets gleichem Wortlaut wiederholen, obwohl für die darin enthaltenen Aussagen auch andere Ausdrücke und Beschreibungen hätten genutzt werden können. Und, ganz ehrlich, ein Leser respektive eine Leserin, hat es nach dem zweiten Mal verstanden, dass es sich bei dem Büro auf Fehmarn um ein „provisorisches Büro“ handelt; auch diese Titulierung ständig zu wiederholen - pardon - nervt schlicht und so gar nicht ergreifend.

Ich hätte mich so gefreut, wenn ich Positiveres über diesen „Krimi“ hätte schreiben und ihn besser hätte bewerten können, aber das wäre nicht ehrlich. Vielleicht sind andere Bände dieser Reihe bildhafter, abwechslungsreicher, spannender und schlussendlich unterhaltsamer?! Den in diesem Band leider blass bleibenden Charakteren wäre es zu wünschen.  

Wer allerdings Krimis mag, in denen polizeiliche Ermittlungen neutral und nüchtern und in protokollähnlicher Art und Weise beschrieben werden, der dürfte hier goldrichtig sein.