Rezension

Vereinbarkeit von Familie und Beruf als wichtiges Thema

Die Tote am Fastensee -

Die Tote am Fastensee
von Anna Johannsen

Der Kriminalroman ist in mehrfacher Hinsicht äußerst spannend. Erstens wird versucht, den Mord an einer Kollegin aufzuklären, die noch dazu nicht bei allen Kolleg*innen beliebt war und zuletzt auch im Krankenstand. Außerdem gab es Gerüchte über eine Beziehung zu einem Kollegen, eine Anzeige eines Kollegen, nicht ganz durchsichtig, auch für mich als Leserin und für das Ermittlungsteam alles andere als einfach. Das Ermittlungsteam wird ebenfalls neu zusammengestellt und muss sich erst einspielen, obwohl das einfacher gelingt als erwartet. Zusätzlich ist die leitende Ermittlerin Lena Mutter eines kleinen Sohnes und hat es nicht einfach ihre Dienstzeiten mit ihrem familiären Leben in Einklang zu bringen. Mir gefallen die Charaktere sehr gut, sie wirken authentisch und sehr sympathisch. Naya ist noch jung und voller Neugierde, sie stürzt sich mit vollem Eifer in die Aufklärung des Falles und macht ihren Job sehr gut, auch wenn ihr hin und wieder kleine Fehler unterlaufen. Lena muss für die Ermittlungen für mehrere Tage auf die Insel bzw. eine lange Strecke hin- und herpendeln. Die Kinderbetreuung teilt sie sich mit ihrem Ehemann, der aber in den ermittlungsintensiven, stressigen Zeiten den Großteil übernehmen muss und nicht ganz glücklich damit ist, da er dann selbst beruflich stark zurücktreten muss. Lena findet es auch nicht einfach, so lange Zeit von ihrem Sohn getrennt zu sein und möchte ihren Ehemann besser entlasten. Gleichzeitig hat sie das Gefühl, seitdem sie Mutter ist, dass sie sich nicht mehr so stark beruflich engagieren kann oder auch manchmal nicht mehr die Energie dazu hat oder eine Pause benötigt, was völlig legitim ist, ihr aber gerade als leitende Ermittlerin zu schaffen macht. Die Schwierigkeiten in Bezug auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf finde ich gut dargestellt und ich finde es auch wichtig, dass diese Probleme aufgezeigt werden. In den meisten Kriminalromanen arbeiten die Ermittlerinnen auch bis zum Umfallen, aber kriegen das Privatleben dann doch irgendwie hin oder haben gar keines bzw. wird ein unrealistisches Bild vermittelt. Umso wichtiger, dass ein realistisches Bild geschaffen wird, auch für alle anderen berufstätigen Elternteile, die in einer ähnlichen Situation sind und es auch nicht immer einfach finden, Beruf, Familie, Privatleben in Einklang zu bringen und in jedem Bereich 120 Prozent zu leisten.