Rezension

Nord, Nord, Mord

Die Tote am Fastensee -

Die Tote am Fastensee
von Anna Johannsen

Bewertet mit 3 Sternen

Es ist Urlaubszeit und was kann es Schöneres geben, als an die See zu fahren? Für mich ist es mein zweiter Ausflug in den hohen Norden nach Friesland an die Seite von Hauptkommissarin Lena Lorenzen. Seit unserer letzten Begegnung hat sich einiges zugetragen in Lenas Leben, muss ich erstaunt feststellen. Aber ich treffe auch alte Bekannte wieder und freue mich, dass auf meine Erinnerung Verlass ist. Vielleicht liegt es an dieser Wiederbegegnung, dass ich einen recht positiven Eindruck von Lena Lorenzens 10. Fall habe, vom erzählerischen Standpunkt her.

Die Polizistin Merle Harmsen wird auf Fehmarn tot aufgefunden und hat ausgerechnet auf der Dienststelle in Schleswig gearbeitet, auf der auch Lena ihre ersten Dienstjahre absolvierte. Nun gilt es herauszufinden, ob Merles getätigte Korruptionsanzeige gegen einen Kollegen mit ihrem Tod zusammenhängt oder es doch in eine gänzlich andere Richtung geht. Im alten Freundeskreis auf Fehmarn scheint zumindest einiges unter den Teppich gekehrt worden zu sein. Bis zum Schluss hatte ich dann tatsächlich eine ganz falsche Fährte und habe mich gefreut, von der Auflösung überrascht zu werden. Anna Johannsens Erzählstil hat im Vergleich zur letzten Lektüre in Form und Sprache dazugewonnen. Lenas Spagat zwischen Mutterschaft, Lebenspartnerin und Kommissarin erschien mir glaubhaft, ihre innere Zerrissenheit hätte für mich auch gern noch ein wenig mehr zwischen den Zeilen nachzufühlen sein können. Insgesamt aber erschien mir der Plot recht gut verdichtet mit aktuellen Bezügen und Problemstellungen. Und dieses ewige Hin- und Herfahren auf Friesland ist wohl wirklich einfach der geographischen Lage geschuldet. Es kann ja nicht jede gute Kommissarin in Köln, Berlin oder Hamburg ermitteln.