Rezension

Ein immer noch aktuelles Thema

Ein anderer Takt - William Melvin Kelley

Ein anderer Takt
von William Melvin Kelley

Bewertet mit 5 Sternen

Der junge schwarze Farmer Tucker Caliban macht eines Tages im Jahr 1957 etwas Unerhörtes. Er streut Salz auf seine Felder, tötet sein Vieh und brennt sein Haus nieder. Dann verlässt er mit Frau und Kind den kleinen Ort Sutton und macht sich auf den Weg in Richtung Norden. Im folgen die anderen Schwarzen des Ortes, dann die der umliegenden Orte. Fassungslos beobachten die weißen Bewohner von Sutton das Geschehen. Während sich manche freuen, sind andere erschüttert, denn wer soll nun die Arbeiten erledigen.

Der Autor William Melvin Kelley erzählt diese Geschichte fast ausschließlich aus der Perspektive der weißen Bewohner. Seit eh und je hatte die weiße Bevölkerung Sklaven, die sie als ihren Besitz betrachteten. Sie als Menschen zu sehen, kam ihnen nicht in den Sinn, und schon gar nicht als Menschen mir Rechten. Warum dieser Exodus so plötzlich stattfand, bleibt unklar.

Der Schreibstil ist glar und gut zu lesen. Allerdings erfordert das Lesen des Romans auch die volle Aufmerksamkeit. Auch die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt.

Der Rückblick am Anfang des Buches ist schon sehr erschütternd.

Was aber hat die Schwarzen nun dazu bewogen, alles hinter sich zu lassen? Die Weißen spekulieren über die Gründe. Auch wenn sie glauben, dass sie verstanden haben, so wollen sie doch nicht begreifen, dass ihr Verhalten und ihre Sicht daran schuld sind. Sie benötigen die Schwarzen, damit ihre Felder bestellt werden können. Ihre Hilflosigkeit verwandelt sich in Wut.

Die Sklaverei wurde zwar bereits 1865 in den Vereinigten Staaten durch einen Zusatzartikel zur Verfassung abgeschafft, aber erst 1868 erhielten sie die Bürgerrechte. Das war die eine Seite, doch die Realität war anders. Aber auch in den Staaten, wo man die Schwarzen nicht auf Plantagen benötigt wurden, wurden sie diskriminiert. Seither hat sich einiges geändert und dennoch hat sich viel zu wenig geändert. Man muss nur einmal die Berichte in den Medien verfolgen.

Dieses Buch ist ein beeindruckendes Plädoyer gegen Rassismus und Diskriminierung.