Rezension

Ein richtiger Schmöker

Die stummen Wächter von Lockwood Manor - Jane Healey

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
von Jane Healey

Bewertet mit 3 Sternen

~~1939 – in London steigt die Furcht vor deutschen Bombenangriff. Da erreicht das Natural History Museum Majo Lockwoods Angebot, einen Teil der Sammlung auf seinem Landgut Lockwood Manor unterzubringen. Die junge Kuratorin Hetty Cartwright begleitet die Evakuierung der Säugetierabteilung.
Das alte, halb verlassene und marode Landhaus bietet zwar ausreichend Platz, aber eine erschreckende Atmosphäre macht Hetty Angst. Ausgestopfte Tiere verschwinden, die Sammlung wird trotz Bewachung immer wieder verändert und Schaukästen beschädigt. Nicht nur Mäuse und andere Schädlinge gefährden die Sammlung, auch vom Major scheint eine unheimliche Bedrohung auszugehen.
Jane Healey beschwört in ihrem unterhaltsamen und stimmungsvollen Schmöker die viktorianische Zeit herauf. Ich fühlte mich bei der Beschreibung der nicht greifbaren Bedrohung und der Ängste an Manderley aus DuMauriers Roman „Rebecca“ oder auch an Brontes „Wuthering Heights“ erinnert. Das Labyrinth der Räume auf Lockwood Manor, ein geheimnisvolles, verschwundenes Blaues Zimmer, das durch die Alpträume von Major Lockwoods Tochter Lucy geistert, nächtliche Geräusche und seltsame Erscheinungen, verstärken diesen Eindruck.
Auch der Major scheint ein dunkles Geheimnis zu hüten und längst hat er seine freundliche Maske fallen lassen zeigt seinen Jähzorn und seine Machtgelüste. Seltsame Dinge ereignen sich und seltsame Gäste bevölkern das Haus.
Irgendwie scheint der Roman aus der Zeit gefallen, aber Healey gelingt es, den viktorianischen Schauerroman neu zum Leben zu erwecken. Ich konnte mich der Atmosphäre nicht entziehen und die Geheimnisse um dieses Haus erzeugten eine Gänsehaut-Spannung, die mich richtig fesseln konnte. Zwischen Hetty und Lucy entspinnt sich eine zarte Freundschaft, gemeinsam wollen sie sich den Bedrohungen stellen.
Aufgelockert wird die Atmosphäre durch Hettys Eigenart, Menschen die ihr begegnen mit Tieren zu vergleichen, da der Major zu einem Königstiger, die Haushälterin zu einem Sandfuchs, die Vergleiche finde ich sehr stimmig und sie beschwören sofort ein Bild vor meinen Augen.
Eingestreut und durch kursiven Druck kenntlich gemacht, sind die Träume, die Lucy und auch Hetty heimsuchen. Hier möchte ich auch einen Kritikpunkt anfügen. Das Schriftbild war für mich reinstes Augengift, ein, zwei Punkte größer, wäre mein Lesevergnügen größer geworden. Ansprechend und ein echter Blickfang ist das Cover. Blütenranken, ein Kolibri und ein schwarzer Jaguar nehmen Bezug auf den Roman.
Ein unterhaltsamer Roman, auf den der Begriff „Schmöker“ wirklich passt.