Rezension

Ein spannender Roman zwischen Thriller und Phantastik

Imperator -

Imperator
von Kai Meyer

Inhalt: Rom in den 1960er Jahren. Anna ist auf der Suche nach der Wahrheit, die sich hinter dem Tod ihrer Mutter verbirgt. Zeitgleich wird der Ex-Polizist Palladino, der nun als Privatdetektiv arbeitet, von der einflussreichen Contessa Amarante angeheuert, einen bestialischen Mord aufzuklären. Die Wege, die Anna und Palladino einschlagen, führen sie in die Abgründe der Mafia- und Künstlerszene der Ewigen Stadt…

Persönliche Meinung: „Imperator“ von Lisanne Surborg und Kai Meyer basiert auf dem gleichnamigen Audible-Hörspiel. Das Buch ist kein Roman nach dem Konzept „Buch zum Film (oder hier: zum Hörspiel)“, sondern ein eigenständiger, vollwertiger Roman, den man auch ohne das Hörspiel zu kennen lesen kann. Interessant und originell an „Imperator“ sind Handlungszeit und -ort. Das Rom der 1960er ist einerseits das Rom der „Sandalenfilme“. Abgehalfterte, ehemals gefeierte US-amerikanische Schauspieler zogen von Hollywood nach Rom und versuchten dort – mehr oder weniger erfolgreich – an ihre Glanzzeit anzuknüpfen. Andererseits ist dieses Rom allerdings in „Imperator“ auch geprägt von den Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und Kommunisten. Die Stadt am Tiber pulsiert, ist voll von obskuren Gestalten und versteckten Machenschaften. Diese beiden zeitgeschichtlichen Themen sind aber nicht nur bloße Kulisse, vor der die Figuren agieren. Im Gegenteil: Handlung und Hintergrund gehen eine symbiotische Verbindung ein, bedingen sich gegenseitig und harmonisieren schön miteinander.  Die Handlung von „Imperator“ ist in zwei Erzählstränge aufgeteilt, wobei der eine hauptsächlich Annas Suche behandelt, während der zweite Palladinos Ermittlungen abdeckt. Beide Erzählstränge überschneiden sich punktuell und laufen eher nebeneinander; werden allerdings durch ein bestimmtes auslösendes Moment geklammert, das sich im Laufe der Handlung offenbart. Die Handlung selbst ist durchweg spannend, voller unerwarteten Wendungen und dadurch unvorhersehbar. In „Imperator“ vermengen sich Thriller-Elemente mit leichten phantastischen Elementen, wobei der Roman aber gleichzeitig stellenweise das zeitgeschichtliche Rom der 1960er Jahre atmet. Gerade bei den phantastischen Elementen ist spannend, dass sie während der Handlung zwischen Magie und Wirklichkeit changieren, sodass man sie nicht sicher einem Bereich zuordnen kann. Kai Meyer schreibt im Nachwort, er habe einen magischen Realismus erzeugen wollen, und diese Gattungsbezeichnung trifft es sehr gut. Der Schreibstil ist sehr anschaulich und flüssig zu lesen. Insgesamt ist „Imperator“ ein spannender Genremix mit phantastischen Elementen, einem originellen Setting und einer unvorhersehbaren Handlung.