Rezension

Ein tolles Buch

Die geheime Mission des Kardinals - Rafik Schami

Die geheime Mission des Kardinals
von Rafik Schami

Bewertet mit 5 Sternen

~~Syrien 2010/2011 – noch herrscht ein brüchiger Frieden im Land, obwohl man spürt, dass es an vielen Ecken schon gärt. Die italienische Botschaft erhält eine sonderbare Lieferung: ein Fass mit Olivenöl, darin eingelegt die Leiche des Kardinals Cornaro. Kommissar Barudi, der kurz vor seiner langersehnten Pensionierung steht, wird mit dem Fall konfrontiert. Er weiß, dass er nur verlieren kann. Politische Verwicklungen sind vorprogrammiert und Recht und Gesetz sind in Syrien schon lange in der Hand des Geheimdienstes und seiner Günstlinge.

Barudi lässt sich allerdings nicht schrecken. Schon bald entdeckt er besondere Zeichen am Leichnam des Kirchenmannes: Goldmünzen unter den geschlossenen Augen und den Kardinalsring am falschen Finge. Bald steht im der italienische Beamte Mancini zur Seite – der Fall hat schließlich eine internationale Bedeutung.

Rafik Schami hat in diesem wunderschönen Roman den Hintergrund einer Kriminalhandlung gewählt um ein farbiges und realistisches Bild von Damaskus kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs zu zeichnen. Kenntnisreich, wie ich finde und sehr persönlich. Das Alltagsleben in Damaskus ist farbig und exotisch und doch spürt man, dass überall die Staatsmacht und die Geheimdienste lauern. Trotzdem pulsiert die Stadt, man trifft sich in Kaffeehäusern und kleinen Lokalen, der Duft von Kaffee und Kardamom und Gewürzen wird lebendig.

Wie immer spürt man den geborenen Erzähler Schami, er schweift ab, fügt kleine Episoden und Exkursionen zu allen möglichen Themen zu und doch haben all diese Abschweifungen eine Bedeutung für die Geschichte. Wir erfahren viel über Barudis Ehe, sein Leben, die Hoffnungen und Enttäuschungen die es ihm gebracht hat. Daraus resultiert eine Altersweisheit und Gelassenheit die  sämtliche Widrigkeiten im korrupten Polizeiapparat an ihm abprallen lassen. Ich habe den Mann sofort ins Herz geschlossen.

Der Roman bietet Schami die Möglichkeit viel über die verschiedenen Religionen Syriens in die Handlung einfließen zu lassen. Das fand ich sehr interessant und füllte auch einige meiner Wissenslücken.
Dazu kommt Schamis Sprache, die mich immer wieder aufs Neue bezaubert, ich habe mich einfach von der Geschichte einfangen lassen und die Zeit über der Lektüre vergessen. Ich meine fast, jeder neue Roman von ihm übertrifft seine vorherigen Bücher.