Rezension

Ein verflachter, überzeichneter, aktionsreicher Slapstick.

Veilchens Blut - Joe Fischler

Veilchens Blut
von Joe Fischler

Bewertet mit 3 Sternen

Wer actionreiche Krimis mit Slapstickcharakter mag und nicht allzu hohe Ansprüche an die Sprache und sonst hat, wird seinen Spaß daran finden können.

Veilchens Tochter ist aufgetaucht und steckt in Schwierigkeiten. Veilchen eilt ihr zur Hilfe und muss es nicht nur mit dem vielfachen Mörder, sondern auch mit der Polizei und der gesamten Staatsgewalt aufnehmen.

Die Handlung ist im Klappentext als rasant und actionsreich beschreiben. Dem stimme ich voll zu. Der Spanungsbogen wird gekonnt von der ersten bis zur letzten Seite hochgehalten. Von gefährlichen Situationen und Verfolgungsjagden gibt es gleich mehrere. Es geht ums Leben und Tod.

Fall 3 liest sich flott, sodass man das Buch in ein-zwei Sitzungen durchlesen kann.

Die Figuren, die man aus vorigen Fällen kennt, trifft man auch hier wieder: der treue Gefährte Stolwerk ist dabei und steht Veilchen mit Rat und Tat zur Seite. Der singende Nachbar von unten Sandro Weiler  ist voll mit von der Partie. Veilchens ehem. EDV-Spezi Schmatz spielt eine der zentralen Rollen, zusammen mit Veilchens Tochter. Auch Oligarch Marinov taucht mal wieder auf und sorgt hpts. für Streuung gängiger Klischees, was Russen und Wodka anbelangt. Eine neue Figur, der alte Arzt, der die Verletzten in Marinovs Villa versorgt, hat mir sehr gut gefallen. Auf diesen Paar Seiten fühlte ich mich so wohl, fast wie im Fall 1, für den ich mich restlos begeistern konnte.

Was mein Lesevergnügen deutlich dezimiert hat:

Veilchens Tochter ist ein Früchtchen, das Ihresgleichen sucht, und alles andere als Sympathieträgerin. Die übrigen Figuren sind größtenteils verflacht, i.e. entbehren der Tiefe, die in vorigen Fällen ihr Markenzeichen war. Auch einige Wendungen, wie Motive der Figuren kamen mir zu oberflächlich vor. Vieles ist zudem gnadenlos überzeichnet. Insg. erinnert der Fall 3 an ein Comicheft, auch was die Sprache angeht: Peng, peng, brrr, brumm, etc., sowie die zahlreichen Ausdrücke der Fäkalsprache, derer sich Veilchens Tochter aktiv bedient, sind allgegenwärtig.

Vielerorts tauchten Glaubwürdigkeitsfragen auf, z.B. Veilchen ist am Hüftknochen frisch verletzt, zudem, dass sie eigentlich ihren Kopf nach Fall 2 auskurieren soll, agiert aber so, als ob sie sich bester Gesundheit erfreut. Die Polizei/Staatsgewaltverteter erscheinen schon reichlich blind und verfolgen einheitlich eine Linie: egal was, hpts. gegen Veilchen.

Die Jugend steht oft unter Drogen. Dies scheint absolut gesellschaftsfähig zu sein.

Einige Szenen werden wiederholt erzählt. Zwar aus verschiedenen Perspektiven, aber Wiederholung bleibt Wiederholung und überstrapaziert die Geduld.

Insg. fühlte ich mich im Fall 3 nicht abgeholt. Ich erkannte Veilchen kaum wieder und fand, dass sie ihre Authentizität deutlich eingebüßt hat, in dem die dritte Folge zu einem austauschbaren Actionkrimi mit all den typischen Elementen mutiert ist. Alles, was mir lieb und teuer an Veilchen war, ist nicht mehr da, stattdessen ein überzeichneter, wenig glaubwürdiger, aber aktionsreicher Slapstick. Diese Hinwendung weg von einzigartigen Figuren, ihrer Tiefe, humorig-sarkastischen Dialogen und feinem, gesellschaftskritischen Humor, die mich in den letzten zwei Folgen prima unterhalten haben, hin zu fragwürdigem Aktionismus und Primitivität insg. halte ich für keine gute Idee.

Es ist zwar sehr mutig, mal einen ganz anderen Ansatz zu wählen und ein regelrechtes Kontrastprogramm zu den zwei vorigen Fällen aufzutischen, zumal die Spannung konsequent durchgehalten wird und dieses rasante Erzählen zweifelsfrei vom Können des Autors zeugt, was durchaus und gerne als Kompliment aufgefasst werden darf, dennoch wünsche ich für die Fortsetzung, dass sich Veilchen auf ihre Werte aus ihren Anfängen wieder besinnt. Fall 1 hat richtig Spaß gemacht. Es war eine großartige Unterhaltung. So authentisch, tiefgründig und eigen möchte ich Veilchen& Co. wieder erleben.

Fazit: Wer actionreiche Krimis mit Slapstickcharakter mag und nicht allzu hohe Ansprüche an die Sprache und sonst hat, wird seinen Spaß daran finden können.

Ich bleibe auf die Fortsetzung gespannt und kann mich diesmal leider nur zu max. 3 Sternen durchringen.